Innerhalb der Narration des Films variiert die Darstellung von Fa Zhou zwischen dem patriarchalischen (aktivem, handlungsmächtigen) Oberhaupt der Familie, der alle wichtigen Merkmale des männlichen Ideals verkörpert und dem „entthronten“ (passiven und schwachen) alten Mann, dem der Gehorsam verweigert wird und der nicht mehr in der Lage ist, seine Familie zu beschützen. Am Anfang des Films wird Mulans Vater in einer eher demütigen und flehenden Position dargestellt. Er wirkt alt, benötigt einen Stock um sich fortzubewegen und wird kniend im Familientempel gezeigt. Diese Situation wird auch noch durch eine Entweihung des Tempels (in Form der Hühner die den Tempel stürmen und um Mulans Vater herum ihr Futter aufpicken) ins Lächerliche gezogen.
Darüber hinaus wird dem Zuschauer zu verstehen gegeben, dass Fa Zhou wegen seiner Gebrechlichkeit auf die Hilfe seiner Tochter Mulan angewiesen ist. Außerdem hat er offensichtlich „nur“ eine Tochter und keinen Sohn zeugen können (das Mulan ihren Hund „kleiner Bruder“ nennt macht die Schande noch deutlicher). Als er den Einberufungsbefehl des Kaisers entgegen nimmt, tut er das zwar ohne seinen Gehstock, ein Humpeln ist allerdings deutlich zu erkennen. Auch die Tatsache, das Mulan ihm in der Öffentlichkeit widerspricht zeugt von einer gewissen Respektlosigkeit. Seine Unzulänglichkeit und Unfähigkeit weiterhin die Rolle des Oberhauptes der Familie zu übernehmen wird außerdem durch seine Unfähigkeit widergespiegelt, sein Schwert (das Zeichen seiner männlichen Macht) zu führen. Diese Situation erlangt ihren Höhepunkt, als sich Mulan die Rüstung und das Schwert ihres Vaters aneignet um seine Pflichten zu übernehmen und ihn seiner Machtposition innerhalb der Gesellschaft und der Familie beraubt (er fällt symbolisch auf den schlammigen Boden, als er von Mulans Verschwinden erfährt).
Nichts desto trotz wird Fa Zhou stets als mutig, verständnisvoll, weise und stolz präsentiert. Er gibt Mulan weise Ratschläge und möchte in der Öffentlichkeit sein Gesicht wahren (er lehnt den Stock als Gehhilfe ab, als er den Einberufungsbefehl entgegen nimmt). Wäre Mulan nicht gegen seinen Willen für ihn eingesprungen, so hätte er trotz seiner Verletzung seine Pflicht getan. Seine Macht als Vater demonstriert er außerdem als er Mulan beim familiären Abendessen zum Schweigen bringt und sie an ihre Pflichten als Frau erinnert. Als Mulan dann schließlich nach ihrem Abenteuer nach Hause zurückkehrt, überreicht sie ihm symbolisch sowohl das Schwert des besiegten Feindes als auch das Siegel des Kaisers. Somit kann er erneut seine Rolle als patriarchalisches Oberhaupt der Familie antreten.
Fa Zhou hat graue Haare, welche sein fortgeschrittenes Alter und somit gleichzeitig seine Weisheit und Lebenserfahrung (er hat bereits für den Kaiser wichtige Schlachten geschlagen) widerspiegeln. Die Tatsache, dass er einen Stock als Gehhilfe benötigt weist auf seinen Machtverlust innerhalb der Familie und der Gesellschaft hin. Ferner kann sein körperliches Leiden als Anzeichen für seine Impotenz, also für seine Unfähigkeit einen Jungen zu zeugen, gedeutet werden. Seine traditionelle männliche Kleidung und Frisur, die für seine Charakterisierung verwendete Farbwahl (vornehmlich dunkle Blau-Töne = Wahrheit, Bildung, Treue), sowie sein männlicher Körperbau (breite Schultern etc.) und seine stolze aufrechte Körperhaltung deuten allerdings beständig seine wahre Rolle an – die des familiären Oberhauptes.
Bild 10:
Hier wird Fa Zhou kniend und betend im Ahnentempel seiner Familie gezeigt. Er wirkt passiv, demütig und unterwürfig. Der Stock und seine kniende Position verdeutlichen seinen Respekt- und Machtverlust.
Bild 11:
Dieses Bild zeigt die Widerherstellung von Fa Zhous Rolle als Patriarch. Dieses Mal wird Mulan kniend dargestellt (ihr Vater schaut auf sie herab, dies drückt seine wieder gewonnene Macht aus), was eine Ehr- sowie Respekterweisung gegenüber ihren Vater symbolisiert. Darüber hinaus findet eine symbolische Machtübergabe mit Hilfe des Schwertes statt.
Die deutsche Synchronstimme von Mulans Vater ist die Stimme eines älteren, ehrwürdigen Mannes (in der deutschen Fassung verleiht Horst Buchholz Mulans Vater seine Stimme): tief und ausgeglichen, jedoch auch bestimmend, fest und sogar forsch, wenn er seine Tochter zur Raison ruft oder dem Boten des Kaisers seinen Dienst in der Armee zusagt, um seinem Land Ehre zu bringen. Gleichzeitig ist in seiner Stimme und auch in dem, was er sagt, ein ruhiger, sogar beruhigender Unterton, der von seinem großen Maß an Lebenserfahrung und Willen zeugt (z.B. in der Szene zu Beginn des Films, als Mulan enttäuscht über sich selbst von der Heiratsvermittlerin zurückkehrt). Jedoch ist über seine Stimme außerdem zu sagen, dass sie – selbst in der Szene, die Mulans Vater als gebrochenen alten Mann zeigt nach seiner Einberufung in die Armee – stets ihre Festigkeit bewahrt. Selbst in Situationen der Niederlage seines Körpers über den Willen bleibt Mulans Vater sowohl in der Stimme als auch in seinen Aussagen gefasst und fest.
Die Hintergrundmusik, die eingesetzt wird, um Mulans Vater zu charakterisieren, entspricht seiner Rolle als altem, aber doch aufrechtem und ehrwürdigen Mann und Familienoberhaupt. Die Musik, die ihn zu Beginn während des Gebets im Familientempel begleitet, ist langsam und getragen, klingt jedoch nicht ermüdend. Dass er trotz seines Alters und seiner Gebrechen seine Standhaftigkeit und seinen Willen nicht verloren hat, zeigt auch die eingesetzte Hintergrundmusik in der Szene, als Mulans Vater in die Armee einberufen wird. Zu majestätisch klingender Trompetenmusik tritt er vor den Boten des Kaisers, um trotz seines Alters aufrechten Hauptes seine Pflicht zu erfüllen.
Die drei Soldaten Yao, Chien Po und Ling stellen typische Disney Nebenfiguren dar. Darüber hinaus reflektieren sie auch ein äußerst interessantes Männlichkeitsbild. Jeder einzelne zeichnet sich durch ganz bestimmte Charaktereigenschaften aus. So ist Yao aggressiv und kräftig. Chien Po dagegen ist groß sanftmütig und ruhig und Ling besticht durch seinen Humor. Im Verlauf des Films verkörpern sie die Facetten des typischen Mannes. Zusammen gefasst sind sie laut, aggressiv, faul, kampfeslustig, kühn wenn es darauf ankommt, aber auch ängstlich (sie haben Angst vor Schlangen, was sehr interessant ist, wenn man die Schlange als weiblich konnotiertes Wesen betrachtet). Sie sind tollpatschig, kräftig, witzig, etc. Im Vergleich zu ihrem Anführer Shang scheinen sie ihm bezüglich ihres gesellschaftlichen Ranges, aber auch in Bezug auf ihren Charakter und ihre äußere Erscheinung, ständig untergeordnet zu sein. Im Verlauf des Films bauen sie eine echte „Männerfreundschaft“ zu Ping auf. Als dieser als Frau entlarvt wird scheinen sie anfangs zwar enttäuscht zu sein, später halten sie aber geschlossen zu ihr und akzeptieren sie sogar als Anführerin. Dies wird besonders in der Szene verdeutlicht, als sie sich auf Mulans Idee hin als Konkubinen verkleiden um den Kaiser zu retten (siehe auch Bild 12 und „Beispielhafte Sequenzanalyse“).
Alle drei Soldaten sind nicht besonders attraktiv (eine Eigenschaft die Shang vorbehalten zu sein scheint). Folglich wird Yao als relativ klein und stämmig dargestellt. Chien Po dagegen ist groß und ziemlich dick und Ling wirkt besonders dünn. Jedem einzelnen wird eine ganz bestimmte Farbe zugeordnet, welche ihre oben beschriebenen Charaktereigenschaften widerspiegeln soll. Yao’s Farbe ist Rot, eine Farbe die für Kraft, Wut, Aggressivität aber auch Liebe und Freundschaft steht. Chien Po trägt die Farbe Blau, die als kühle, harmonische und besänftigende Farbe gilt. Ling wird mit der Farbe Gelb in Verbindung gebracht, die im Allgemeinen für Freude, Optimismus und Zufriedenheit steht.
Bild 12:
Auf diesem Bild sind Ping alias Mulan, Ling, Yao und ein namenloser Soldat zu sehen. Bei der Szene aus der das Bild stammt, handelt es sich um Mulans ersten Kontakt mit den Soldaten der chinesischen Armee. Im Film wird Mulan an dieser Stelle mit einer Art „rohen Männlichkeit“ konfrontiert, die Männlichkeit mit Tätowierungen (siehe Bild 11), widerlichem Verhalten (Nasebohren, Spucken etc.), Prügeleien und Imponiergehabe gleichsetzt.
Bild 13:
Dieses Bild stellt die drei Soldaten als Konkubinen verkleidet dar. Auch hier wurden die für diese Charaktere typischen Farben Geld, Blau und Rot verwendet. Obwohl sie Frauenkleider tragen und geschminkt sind, vermitteln sie durch ihre aufrechte Körperhaltung ein Gefühl von Stolz, was auch mit Hilfe der Hintergrundmusik ausgedrückt wird (siehe auch „Figurenanalyse – musikalische / auditive Ebene“ und „Beispielhafte Sequenzanalyse“).
Die drei Soldaten entsprechen mit dem, was sie im Verlauf des Filmes sagen, dem typischen Bild rüpelhafter, ungebildeter Männer. Die deutschen Synchronstimmen – teils rau, teils mit hinterlistigem Unterton – unterstützen in ihrem Klang die raue, männliche Wortwahl der drei Soldaten (Yao wir in der deutschen Fassung von Thomas Piper gesprochen, der für seine tiefe und kratzige Stimme bekannt ist; Ling wird von Wilfried Herbst gesprochen, dessen Stimme an einen Jungen im Stimmbruch erinnert). Lediglich die Stimme des großen, stabilen Soldaten ist – ungleich seiner Statur – sehr hoch und zart, fast weiblich ( Chien Po wird von Markus Majowski gesprochen, dessen Stimme besonders sanft, ruhig und hell klingt – die von Chien Po gesungenen Lieder werden von dem Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel in einer ganz bestimmten „Chorknaben-Art“ synchronisiert). In dem, was die Soldaten sagen, kommen umgangssprachliche Äußerungen ebenso häufig vor wie Kraftausdrücke oder Worte, die auf Kampf und Aggression hinweisen vor.
Die Hintergrundmusik, die eingesetzt wird, wenn die drei Soldaten in einer Szene im Vordergrund stehen unterstützt ihre rüpelhafte Art, hebt diese hervor. In Szenen, in denen den drei Soldaten eher lustiges widerfährt, ist die Musik nur begleitend – nicht unterstützend und bleibt gänzlich im Hintergrund. In den Szenen, in denen sich die drei Soldaten mit ihren Kameraden prügeln, wird diese Handlung nicht nur mit entsprechend rasanter Hintergrundmusik begleitet und unterstützt. Auch der Einsatz von klanglich besonders hervorgehobenen Geräuschen wie Schlagen mit verschiedensten Gegenständen und gegen verschiedenste Objekte, Hinfallen und auf dem Boden aufkommen, gegen etwas Prallen intensiviert die Situation und lässt sie anschaulicher werden. Da die drei Soldaten zur Armee gehören, wird auch ihr Auftreten – besonders auch durch die Lieder „Jeder wird hier zum Mann“ und „Eine Frau, für die ein Kampf sich lohnt“ – durch militärisch, majestätisch männlich konnotierte Musik unterstützt.
Mulans Mutter Fa Li spielt innerhalb des Films keine wesentliche Rolle. Sie scheint einfach nur die traditionelle, unterwürfige und liebende Mutter sowie Ehefrau zu verkörpern. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Mulan mit Hilfe von Großmutter Fa und anderen Frauen, für ihren Besuch bei der Heiratsvermittlerin vorzubereiten. Großmutter Fa ist ein witziger Charakter, der comic relief bringen soll. Sie verkörpert die mystische und abergläubige Seite der Familie Fa (sie bittet u.a. die Ahnen um Hilfe und glaubt, dass Cri-Kee ein Glücksbringer ist). Des Weiteren steht sie eindeutig für Romantik (am Ende des Films ruft sie Shang zu, er soll für immer bleiben etc.). Diese beiden Frauenfiguren, die neben Mulan und der Heiratsvermittlerin als einzige eine (wenn auch kleine) Rolle im Film spielen, kombinieren folgende, eher weiblich konnotierten stereotypen Eigenschaften: abergläubisch, emotional, charmant, einfühlsam, liebevoll, milde, abhängig, schwach, unterwürfig, träumerisch, sanft, etc.
Mulans Mutter verkörpert das im Film verdeutlichte traditionelle Weiblichkeitsideal. Sie trägt lange hochgeschlossene Kleidung, was als Zeichen für Keuschheit angesehen werden kann. Sie ist geschminkt und trägt dezenten Schmuck. Ihre Haare sind sorgfältig hochgesteckt und wirken somit gebändigt (was symbolisch ihre akzeptierte Rolle der treuen und gehorsamen Ehefrau darstellt). Sie wird vor allem durch die Farbe Purpur charakterisiert, welche als besonders außergewöhnlich, edel und exklusiv gilt (somit wird sie als Ideal aufgewertet, Mulan soll sich ihre Mutter als Vorbild nehmen). Darüber hinaus symbolisiert die Farbe Purpur im religiösen Sinne das Martyrium und gilt allgemein als eher weiblich konnotierte Farbe. Ihre gräuliche Haarfarbe lässt auf ein etwas fortgeschrittenes Alter schließen.
Großmutter Fa kann als weibliches Gegenstück zu der Figur des Kaisers gesehen werden. Ihr fortgeschrittenes Alter wird durch ihr faltiges Gesicht und ihre weißen Haare symbolisiert. Ihre Gesichtszüge wirken besonders rund, was sie sympathisch erscheinen lässt. Attraktivität scheint bei ihrer Darstellung nicht von Bedeutung zu sein, da sie durch ihre Lebenserfahrung und ihren Humor besticht. Sie wird mit Hilfe der Farbe Blau charakterisiert. Blau steht hier symbolisch für Romantik und Frömmigkeit (die Farbe Blau wird darüber hinaus auch benutzt um z.B. Himmelsgottheiten darzustellen, in der Christlichen Tradition wird die Jungfrau Maria oft mit einem Mantel abgebildet, dieser Bezug würde Großmutter Fas a-sexuelle Rolle – das Alter ist wichtiger als das Geschlecht – unterstreichen)
Bild 14:
Fa Li trägt ein langes hochgeschlossenes und purpurfarbenes Gewand. Sie trägt Ohrringe, ist leicht geschminkt und ihre grauen Haare sind zu einer perfekten Hochsteckfrisur zurechtgemacht. Großmutter Fa trägt ein blau-weißes Gewand. Ihr fortgeschrittenes Alter wird besonders durch ihr faltiges Gesicht und durch ihre schneeweißen Haare betont. Im Gegensatz zu Mulans Mutter, wirkt sie klein und rund. Ihre äußerliche Erscheinung, d.h. attraktiv zu sein, scheint für sie nicht mehr von Bedeutung zu sein, da hier Alter über Schönheitsideale triumphiert. In ihrer rechten Hand hält sie einen kleinen Käfig indem sich die Grille Cri-Kee befindet, die sie für einen Glücksbringer hält (dies drückt ihre Abergläubigkeit aus). Darüber hinaus trägt sie ein Haarband, welches (genau wie beim Kaiser), mit dem Symbol des Kreises versehen ist und als Zeichen für Ganzheit, Gleichgewicht, Harmonie und Ausgewogenheit zu verstehen ist.
Da Mutterfiguren, wie Mulans Mutter oder Großmutter, in Disney Filmen stets eine untergeordnete Rolle spielen, ist auch das Ausmaß ihre Sprache und Stimmen entsprechend gering. Mutter und Großmutter spielen lediglich zu Beginn bei der Herrichtung Mulans als chinesische Heiratskandidatin eine Rolle, was in der Analyse des Liedes „Ehre für das Haus“ bereits deutlich wurde. In den wenigen Worten, die die Großmutter im Verlauf des Filmes spricht, kommt ihre „alte“, fast etwas kauzige Stimme zum Tragen. Besonders deutlich wird ihre Stimme auch im Lied „Ehre für das Haus“ zu Beginn des Films, als sie Mulan für die Heiratsvermittlerin herrichtet.
Entsprechend ihres Alters hat Mulans Großmutter eine genaue Vorstellung von dem, wie Mulan als traditionelle chinesische Frau aussehen soll, was sie von Mulan erwartet. Im Lied „Ehre für das Haus“ drückt sie Mulan die Grille im Käfig als Glücksbringer in die Hand mit den bestimmten Worten „...und nicht mal du versaust es“. In dem, was die Großmutter im Film sagt, kommen ihre Überzeugungen und ihre Lebenserfahrung deutlich zum Vorschein. Die Worte „...und nicht mal du versaust es“ zeugen davon, dass sie etwas geringschätzig über ihre aufmüpfige Enkeltochter denkt. Jedoch versucht sie, auch mit ihren an Mulan gerichteten Worten, Mulan in die traditionelle Rolle zu drängen.
Die Stimme von Mulans Mutter entspricht der Stimme der idealen chinesischen Ehefrau und steht somit im Kontrast zu Mulans Stimme. Ihre Mutter redet mit Bedacht, fast sanft, das Klangvolumen ihrer Stimme ist gerade laut genug, damit ihr Gegenüber sie versteht. Die Stimme der Mutter hat nichts von der forschen, fast vorlauten Stimme Mulans und entspricht dem, was Mutter und Großmutter auch von Mulan erwarten.
Chi Fu der Berater des Kaisers verkörpert ein negatives, verweichlichtes Männerbild. Er ist arrogant, egoistisch, überheblich und opportunistisch – all dies sind eher negative männliche stereotype Eigenschaften. Ferner verfügt er über eine Reihe von weiblichen Eigenschaften und Verhaltensweisen. Er ist furchtsam, geschwätzig, schwach und unterwürfig. Neben diesen weiblich konnotierten Charaktereigenschaften, wird er im Film als schreiendes Mädchen dargestellt und fällt am Ende sogar in Ohnmacht. Er ist hinterhältig, durchtrieben und kann somit als „falsche Schlange“ angesehen werden (die Schlange wird normalerweise mit Weiblichkeit in Verbindung gesetzt). Außerdem scheint er Mulan als Konkurrenz bzw. Gefahr für sich anzusehen. Er wirkt leicht lächerlich (z.B. lispelt er) und trotz seiner gehobenen gesellschaftlichen Stellung schient ihm niemand echten Respekt zu zollen.
Er ist ziemlich dünn, was ihn somit schwach wirken lässt. Er ist nicht attraktiv und wirkt leicht lächerlich (er hat ein viel zu lang wirkendes Gesicht und schlechte Zähne). Rein äußerlich verkörpert er ein eher negatives Männlichkeitsbild, da er u.a. über eine Reihe weiblicher Züge verfügt. Seine Kleidung wird von einem dunklen Blau dominiert (eine Farbe, welche in der Regel dazu benutzt wird Männlichkeit zu symbolisieren aber besonders kühl wirkt). Darüber hinaus wird sein relativ unsympathischer Charakter durch seine langen schmalen Gesichtszüge unterstrichen. Seine feminine Seite wird neben seinem schwächlichen Körperbau durch die Tatsache hervorgehoben, dass er in an einer ganz bestimmten Stelle des Films (während die Soldaten das Lieder „Eine Frau, für die ein Kampf sich lohnt“ singen), eine mit Pelz besetzte Kapuze trägt (im Alggemeinen ist Pelz eher weiblich konnotiert, da er mit Natur und Wildnis, also Unkontrollierbarkeit in Verbindung gebracht wird).
Bild 15:
Auf diesem Bild werden Chi Fus weibliche Züge besonders betont. Anstatt sein Handtuch auf „männliche Art und Weise“ um die Hüften geschwungen zu tragen, verdeckt es bei ihm den gesamten Oberkörper. Des Weiteren trägt er ein Handtuch als Turban um den Kopf gewickelt (was in der Regel als weiblich angesehen wird). In dieser Szene wird außerdem dargestellt, dass er besonders schreckhaft ist und „wie ein Mädchen schreit“.
Bild 16:
Hier wird Chi Fus untergeordnete Position unterstrichen. Im Vergleich zum Kaiser wirkt er relativ unbedeutend. Seine schmalen Gesichtszüge werden durch seine Kopfbedeckung verstärkt. Die von ihm in der Hand gehaltene Tafel sowie der Pinsel machen deutlich, dass er als Berater des Kaisers vor allem von seinen geistigen und nicht von seinen körperlichen Fähigkeiten Gebrauch macht (dies weist wiederum auf seine als weiblich konnotierte physische Schwäche hin).
Chi Fu, der Berater des Kaisers, hat eine sehr hohe Synchronstimme (weiblich konnotiert), die jedoch seinem Charakter entsprechend nicht unpassend wirkt. In Chi Fus Wahl der Sprache ist keine Besonderheit zu finden, die an dieser Stelle dem Thema dienen würde. Was er sagt, passt stets zum Thema, seine Wortwahl ist angepasst, seine Stimme ist jedoch in Teilen überheblich und bestimmend. In einem Moment des Erschreckens kreischt er laut und grell, „wie ein Mädchen“ (siehe Bild 15).
Da Chi Fu im Verlauf des Filmes selten allein gezeigt wird und immer im Beisein anderer – für die Geschichte wichtigerer – Personen auftritt, ist es nicht möglich die Hintergrundmusik für ihn allein zu analysieren. Generell – wie auch bei den meisten anderen Nebenfiguren – ist zu sagen, dass die Musik, die ihn bei seinen Auftritten umgibt, der Situation angepasst ist: mal kraftvoll, mal ruhiger, jedoch stets nur untermalend, die Geschichte unterstützend aber nicht vorwegnehmend.
Der chinesische Kaiser kann als Verkörperung des Patriarchats und als eine positive männliche Figur angesehen werden. Er ist erhaben, stolz, unantastbar, weise und verständnisvoll (er gibt Shang den Rat Mulan für dich zu gewinnen und macht am Anfang des Films deutlich, dass ein Sieg oder eine Niederlage von nur einem Mann abhängen kann). Außerdem wirkt er sehr väterlich, da er sein Volk als seine Kinder bezeichnet. Er ist entschlossen, ernsthaft, fortschrittlich (er bietet Mulan als Frau einen Posten in seinem Beraterstab), logisch denkend, rational, realistisch und unerschütterlich (am Ende des Films bezeichnet er sich selbst als Felsen). Allerdings wirkt er auch zierlich und warmherzig – Eigenschaften die eher weiblich konnotiert sind. Wie bereits bei Großmutter Fa, scheint auch bei der Charakterisierung des Kaisers das Alter eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Nichts desto trotz, hat er als Mann im Gegensatz zu Großmutter Fa eine wichtige Rolle innerhalb der Narration und befindet sich in einer klaren Machtposition.
Er wirkt zierlich und zerbrechlich (dies steht im direkten Kontrast zu der Darstellung von Großmutter Fa, deren Körper eher klein und rund wirkt). Sein langer weißer Bart kann mit seiner Weisheit und seiner Lebenserfahrung assoziiert werden. Außerdem verfügt er über runde sympathische Gesichtszüge. Er trägt ein langes fließendes Gewand welches von Gelb- und Rot-Tönen dominiert wird. Die Farbe Gelb steht hierbei symbolisch für die Kraft der Sonne (dies stellt außerdem einen Bezug zu China als dem Land der aufgehenden Sonne her). Des Weiteren signalisiert Gelb Güte und positive Energie. Die Farbe Rot kann genau wie Gelb mit der Sonne in Verbindung gebracht werden. Darüber hinaus symbolisiert Rot hier Edelmut und Kraft bzw. Macht. Außerdem reflektieren Rot und Gelb die Farben der chinesischen Nationalflagge.
Bild 18:
Auf diesem Bild werden die Erhabenheit des Kaisers sowie seine Verkörperung des idealen Patriarchats verdeutlicht. Der Kaiser demonstriert seine Machtposition durch seine aufrechte Körperhaltung. Darüber hinaus thront er über allen anderen und seine Kopfbedeckung ist mit einem symbolischen Kreis versehen (der Kreis ist allgemein als ein Symbol für die ideale Ordnung, für Ganzheit, Gleichgewicht, Harmonie und Ausgewogenheit zu verstehen).
Die Synchronstimme des Kaisers in der deutschen Version des Mulan Zeichentrickfilms ist eine tiefe, ruhige, majestätische Stimme. Trotz der Ruhe, die der chinesische Kaiser auch durch seine Stimme ausstrahlt, bleibt sie stets bestimmt und fest, gerade in Situationen, in denen er Befehle geben muss. Selbst in schwierigen Situationen, etwa als er gegen Ende des Films von den Hunnen in seinem Palast gefangen genommen wird, steht der Kaiser mit ruhiger, fester Stimme bestimmt seinen Peinigern gegenüber. Seine Worte, die er wählt, zeugen von großer Lebenserfahrung und lassen ihn als Mann voll von Weisheit erscheinen. Obwohl der Kaiser Herrscher über das ganze chinesische Reich ist, ist das, was der Kaiser sagt, nie überheblich oder von oben herab. Freundlich redet er zu seinem Volk vom Balkon seines Palastes herab und ehrt Mulan am Ende des Filmes mit warmen Worten für ihre großen Taten. Gerade in dieser Situation kommt jedoch auch zum Vorschein, dass der Kaiser, wenn nötig, auch ein bestimmender Herrscher sein kann. Denn bevor er Mulan ehrt scheint es, als wolle der Kaiser Mulan für ihren Ungehorsam dem Vater gegenüber mit harten Worten bestrafen. Letztendlich wendet sich für Mulan jedoch alles zum Guten, und der Kaiser macht ihr großherzige Geschenke für den Mut, den Mulan bewiesen hat.
Die Szenen, in denen der Kaiser im Film als Hauptperson agiert, sind die wenigen Augenblicke des Films, die nicht mit Hintergrundmusik oder unterstützenden Geräuschen unterlegt sind. Für einige Sekunden hört man lediglich den Kaiser mit seinen Soldaten reden oder ihn zu seinem Volk mit ruhiger, angemessen majestätischer Stimme sprechen, bevor das Volk in Jubel ausbricht. Auch als er einige Momente später die Treppe seines Palastes heruntertritt, um Mulan zu treffen, wird keine Musik eingesetzt. Erst als der Kaiser Mulan zu ehren beginnt, setzt Hintergrundmusik ein, um diesen emotionalen Moment musikalisch zu unterstützen.