7Als Quelle dienten hier:
Giroux, Henry A. (1997)
Are Disney Movies Good for Your Kids? In: Kinderculture: The Corporate Construction of Childhood.
Hg. v Steinberg, Shirley R./Kincheloe, Joe L. Boulder,
Colorado: Westview Press, S. 53 – 67
Ward, R. Annalee (2002)
Mouse Morality. The Rhetoric of Disney Animated Film.
Austin: University of Texas Press
Wasko, Janet (2001)
Understanding Disney. The Manufacture of Fantasy.
Cambridge: Polity Press
Weitere Beispiele für das Disney Gender Modell7
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, können seit dem 1937 erschienen Disney Werk Schneewittchen und die sieben Zwerge, in so gut wie jedem Disney abendfüllenden Zeichentrickfilm Beispiele für das Disney Gender Modell gefunden werden.
An dieser Stelle sollen einige Beispiele für die Disney-typische Darstellung von weiblichen und männlichen Charakteren, aufgeteilt nach Gut (Protagonistin / Protagonist) & Böse (Antagonistin / Antagonist) aufgeführt werden.
Disneys Definition von Weiblichkeit:
Protagonistinnen:
-
Ariel (aus Ariel):
- Sie wirkt wie eine Barbie-Puppe;
- Sie widerspricht ihrem Vater, dabei wird sie von der Liebe zu einem Mann motiviert;
- Ariel ist wie ein rebellierender Teenager, der seinen Zuschauern suggeriert, dass die Auflehnung gegen ihren Vater und die eingegangen Risiken nur in Verbindung mit einem Mann lohnenswert sind;
- Ariel wird am Ende zur „Hausfrau“;
- Der männliche Protagonist verliebt sich in die stumme Ariel. Dies könnte zu der Annahme führen, dass Männer unterwürfige Frauen bevorzugen (der Film verstärkt bereits existierende Gender-Stereotypen);
- Ariels Handeln wird durch ihre Liebe zu Eric motiviert;
- Sie ist am Ende nur durch die Hilfe ihrer Freunde erfolgreich;
- Es gibt aber trotzdem Veränderungen zu den bisherigen Disney-Frauenbildern in Zeichentrickfilmen:
- Ariel ist gerissen, sinnlich, schelmisch, schadenfroh, aggressiv, Abenteuer liebend, ein unabhängiger Teenager;
- Trotzdem verkörpert sie das typische Schönheitsideal;
- Sie ist königlich, lebt in einer von Männern dominierten Welt, und erlebt ihre Erfüllung durch den Prinzen;
-
Pocahontas (aus Pocahontas):
- Sie scheint die Verkörperung der zeitgenössischen, attraktiven Frau zu sein, die weiß was sie will und sich gegen das Patriarchat auflehnt;
- Allerdings findet sie die Erfüllung ihrer Träume in einem Mann;
- Sie opfert sich am Ende für ihr Volk auf, aber diese Rolle wird sie nicht glücklich machen, nur ihre Liebe zu Smith;
- Sie ist eine feministische Heldin aber mit einem romantischem Herzen;
- Pocahontas wirkt wie eine männliche Phantasie;
- Der Film scheint die Botschaft zu vermitteln, dass gute Mädchen und Frauen durch ihr attraktives Aussehen und ihre Taten charakterisiert werden;
- Pocahontas und Smith sind nicht einfach nur Freunde, sie gehen eine romantische Beziehung ein;
-
Meg (aus Hercules):
- Sie opfert sich zweimal für die Liebe;
- Meg hat kein bestimmtes Ziel;
- Ihr Handeln ist von romantischen Gefühlen motiviert;
- Sie lebt und stirbt um Männern zu dienen;
- Meg ist attraktiv (die Verkörperung des Vamp);
-
Jasmine aus dem Film Aladdin, Schneewittchen aus Schneewittchen und die sieben Zwerge, Aurora aus Dornröschen und Aschenputtel aus Cinderella sind weitere Beispiele für Disney Heldinnen deren komplettes Leben von Männern dominiert wird. Glücklichsein wird mit Liebe und Heirat gleichgesetzt. Handlung und Macht werden von den männlichen Protagonisten übernommen während die weiblichen Hauptfiguren zu passiven und unterwürfigen „Lustobjekten“ degradiert werden.
Antagonistinnen:
-
Ursula (aus Ariel):
- Bösartige Antagonistin mit einem tintenfischartigen Körperbau,
- Ihre äußerliche Erscheinung steht im direkten Kontrast zu Ariels Attraktivität.
- Durch Ursulas groteske Darstellungsweise (übergewichtig, bösartiger Charakter) wird ihre Macht negativ konnotiert (negative female power vs. positive male power);
- Die böse Königin aus Schneewittchen und die sieben Zwerge, Malice aus Dornröschen und Cruelle De Ville aus 101 Dalmatiner sind weitere Beispiele für weibliche Bösewichte, die verdeutlichen, wie ihre groteske Darstellungsweise (hässlich, extrem dick oder dünn), entgegengesetzt der geltenden US Schönheitsideale, dazu beiträgt, weibliche Macht negativ zu konnotieren.
Disneys Definition von Männlichkeit:
Protagonisten:
-
John Smith (aus Pocahontas):
- Er sucht nach neuen Abenteuern, nicht nach einer Frau;
- Er ist attraktiv, blond, beliebt und mutig, wodurch er sich postitiv von seinen Mitstreitern absetzt;
- Er steht für das ein, woran er glaubt und ist bereit die Konsequenzen dafür zu tragen,
- Er kämpft gegen Autoritäten an;
-
Herc (aus Hercules):
- Sein Hauptziel ist es ein wahrer Held zu werden und sein wahres Ich zu finden;
- Sein zweites Ziel besteht darin, die Liebe von Meg zu gewinnen;
- In Meg verliebt er sich nur nebenbei, er opfert sich für sie, aber nur nachdem er seine Bestrebungen erfüllt hat;
- Als Kind und Jugendlicher wirkt Hercules eher unbeholfen (tollpatschig, zu große Füße und Hände) und muss um Akzeptanz kämpfen;
- Als Erwachsener ist er attraktiv und erfolgreich;
- Die Botschaft des Films scheint zu sein, dass Helden attraktiv und muskulös sein müssen, um erfolgreich zu sein (nur das Aussehen zählt);
- Gutes Aussehen zieht das andere Geschlecht an;
-
Eric aus Ariel, Aladdin aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm Aladdin, Phoebus aus Der Glöckner von Notre Dame, sowie die Prinzen aus Schneewittchen, Dornröschen und Cinderella sind weitere Beispiele für Disney Helden, die ein Weltbild verdeutlichen, in dem dominante, selbstsichere und unabhängige Männer herrschen (und das auch nur Dank ihrer sozialen Herkunft). Ebenso wie bei den weiblichen Figuren ist die äußere Erscheinung besonders wichtig, allerdings sind sie aktiv, und gewinnen nicht nur, weil sie gut aussehen, sondern weil sie etwas dafür tun. Darüber hinaus ist die romantische Liebe zwar Teil ihrer Bestrebungen aber sie ist nicht zentral.
Antagonisten:
Wie die folgenden Beispiele (Frollo aus Der Glöckner von Notre Dame, Jafar aus Aladdin, Ratcliff aus Pocahontas und Hades aus Hercules) zeigen, werden auch männliche Bösewichte als das Gegenteil des Helden dargestellt (hässlich, extrem dick oder dünn). Disney Bösewichter werden im Allgemeinen durch dunkle Farben und Zügellosigkeit kodiert