Gedankennotizen

+++Prolog+++


Bisher ist es mir nie gelungen, philosophische Gedanken klar strukturiert und in perfekter Gliederung niederzuschreiben. In der Erkenntnis, dass dies auch zukünftig so bliebe falls ich meine bisherigen Gewohnheiten nicht änderte, habe ich jetzt einfach angefangen. In Ermangelung der Zeit, die es brauchen würde, die Gedanken zunächst zu strukturieren werde ich einfach mehr oder minder unreflektiert alles aufschreiben, was mir spontan in den Sinn kommt. Nicht zuletzt aufgrund hoher Ansprüche sind viele Gedanken, die einer Niederschrift würdig gewesen wären von mir nicht festgehalten worden. Die Notwendigkeit des Aufschreibens schien mir früher auch nicht vordringlich, schließlich hatte ich die Gedanken bereits einmal gehabt, und es wäre doch ein Leichtes, sie wieder zu rekapitulieren. Doch die verstreichende Zeit hat mich gelehrt, dass Gedankengänge immer auch kontextabhängig sind, das heißt sie sind abhängig von Situationen, Ort, Zeit, Gefühlslage usw. Letztendlich ist das Zurückversetzen in frühere Lebenslagen zwar möglich, aber die Gedanken sind dann gewissermaßen nur noch eine Kopie ihrer selbst, nicht mehr identisch sondern verblasst und überlagert von anderen Erfahrungen. Lange Rede, kurzer Sinn: Los gehts!

+++Gedankenmuster+++

Entdecke die Möglichkeiten. Es ist einfach unglaublich was passiert, wenn man die Augen öffnet und feststellt, in welchen Gedanken- und Handlungsmustern man sich selber gefangen hält. Nicht, das Muster keinen Sinn hätten - im Gegenteil, sie bieten viel Sicherheit. Der menschliche Geist ist viel zu beschränkt um in einer Welt in der die Handlungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt sind, auf Anhieb eine Entscheidung treffen zu können. Unser Handeln ist deshalb stark geprägt von Erziehung und sozialem Background, wiederum überlagert und angereichert durch persönliche Erfahrungen und Einsichten. Die Persönlichkeitsstruktur und das sich daraus ergebene Verhaltensmuster liefert in der Regel ein gut auf die konkrete Situation abgestimmtes Resultat. Aber nicht immer. Dennoch kann man das Muster anscheinend nur in sehr engen Grenzen variieren. Und je erfolgreicher das Verhaltensmuster ist, welches man sein Eigen nennt, desto mehr setzt man aufs Spiel wenn man von den gewohnten Wegen abzuweichen versucht. Abgesehen davon, dass das Springen über den eigenen Schatten noch niemandem leicht gefallen ist. Selbst wenn man sich vergleichsweise kleine Ziele setzt, fällt es bereits unglaublich schwer, nicht bereits bei kleinen Widerständen sofort rückfällig zu werden. Aber einmal geschafft, staunt man plötzlich über eine neue Welt, die sich da auftut....und das wie gesagt schon bei Kleinigkeiten. Was würde wohl passieren, wenn man tatsächlich in der Lage wäre, seinen Charakter nach Belieben zu gestalten? Würde man das überhaupt wollen? Und zu welchem Preis?




+++Machbarkeit+++


Was machbar ist, wird auch gemacht. So zumindest scheint es ein Blick in die Geschichtsbücher zu offenbaren. Oder wurde je eine Erfindung unter Rücksicht auf die Belange der Menschheit je wieder "eingemottet"ohne dass irgendwer versucht hätte, sie zu nutzen? Interessant finde ich jedoch einen ganz anderen Aspekt: Was machbar ist, muss zwangsläufig auch denkbar sein. Jeder Mensch ist allerdings gefangen in der eigenen Gedankenwelt, die in erheblichem Ausmaß von seiner Umwelt geprägt wurde. Vergleichbar mit einem Schienennetz, in dem man aus freier Entscheidung heraus, gewollt oder zufällig die Weichen stellen kann. Es soll sogar einigen gelungen sein, die Schienen zu verlängern, oder gar das Netz um die ein oder andere Weiche zu erweitern. Wer kann das bereits von sich behaupten?
Wie aber sollte es dem Gedankenzug möglich sein, nicht einen beliebigen Bahnhof anzusteuern, sondern einfach nur Baum neben der Strecke zu umkreisen?
Um sich der Schienen überhaupt bewusst zu werden, muss man erst einmal registrieren, dass überhaupt noch etwas zusätzlich existiert. und warum nicht auch einmal Schienen um den Baum herum verlegen? Was machbar ist, wird auch gemacht...




+++Religion+++


Leider nur allzuoft bekommt man den Eindruck, dass sich viele Menschen zwar als gläubig oder religiös bezeichnen, diese Religiösität jedoch eher aus Handlungen, Ritualen und vorgekautem Gedankengut besteht. Dabei ist es unerheblich, welche Religion man betrachtet. Nach außen hin wird von dem Pseudogläubigen in der Regel eine Fassade aufrecht erhalten, aber wenn man genau hinsieht, bemerkt man ständig Zuwiderhandlungen. Nicht, dass ich der Ansicht wäre, dass sich ein wahrhaft gläubiger Mensch perfekt zu verhalten hätte. Vielmehr meine ich die Mentalität, dass das Handeln nicht durch die eigene Überzeugung motiviert ist sondern durch bloße Gewohnheit oder durch die gesellschaftliche Kontrolle. Wenn keiner hinsieht, braucht man sich ja nicht mehr an die Regeln zu halten. Und natürlich müssen die Regeln dem eigenen Vorteil entsprechend so weit wie eben möglich umgedeutet werden. Sicherlich hat jede Religion unter anderem auch den Effekt, eine Gemeinschaft von Menschen zu stabilisieren, zu festigen und nicht zuletzt einen gedanklichen Überbau zur Beantwortung von unbeantwortbaren Fragen bereit zu stellen. Ohne die Religion unterlägen die Pseudogläubigen plötzlich keinen "moralischen" Instanzen mehr.
Echte Religiösität wird dort offenbar, wo bewusst ein steiniger Pfad betreten wird, auch wenn die Regeln den bequemeren Pfad gestattet hätten.




+++Gedankenfundamente+++


Bezugspunkte. Jeder Gedanke hat immer auch eine Basis, ein Fundament auf dem sich das Gedankengebäude mit all seinen Koordinaten manifestiert. Oft ist sogar ein gesamtes Weltbild in einem einheitlichen Kontext eingebunden - dies hat den klaren Vorteil, dass Entscheidungen erleichtert werden. Gibt es ein geeignetes Fundament, so können klare Kriterien formuliert werden, die zu einer schnellen und effektiven Ergebnisfindung beitragen können. Problematisch dabei ist allerdings, dass die Fundamente nur selten so breit angelegt sind, dass sie die die vielfältige Welt in der wir leben auch nur annäherungsweise abdecken könnten. Sie verengen den Blick auf einen schmalen Blickwinkel - der Bezugspunkt wird zum Standpunkt aus dem der Betrachter seine Welt sieht und wahrnimmt. um seine eigenen Bezugspunkte überhaupt als solche wahrnehmen zu können, muss man bereits die Existenz anderer Bezugspunkte voraussetzen. Vom eigenen Bezugspunkt aus gesehen sind andere Bezugspunkte selbstverständlich immer falsch. Aber eine echte Wertung kann eigentlich erst dann gelingen, wenn man die jeweiligen Bezugspunkte tatsächlich auch beide ernsthaft eingenommen und angewendet hat. Aus den sich hier ergebenden divergierenden Entscheidungen werden die Bezugspunkte jeweils zu unterschiedlichen Konsequenzen führen. Erst hier könnte dann eine Wertung erfolgen. Aber auch die Wertung ist dann ja letztendlich wieder vom eigenen Standpunkt abhängig....




+++Geld+++


Wenn man sich Gedanken über das Geld macht, dann meistens weil gerade wieder zu wenig davon vorhanden ist... Aber auch aus philosophischer Sicht ist Geld ein äußerst interessantes Studienobjekt. Aus unserer modernen Gesellschaft ist Geld nicht mehr wegzudenken. In einer komplexen Industriekultur ist das einzelne Individuum zur Aufrechterhaltung des eigenen Lebensstandards auf Leistungen anderer angewiesen. Damit diese Leistungen erbracht werden können, muss dies mit einem persönlichen Vorteil für den Leistungserbringer verknüpft sein. (Selbst bei Sklaven ist die erbrachte Arbeit von persönlichem Vorteil auch wenn dieser einzig darin besteht, von einer harten Bestrafung verschont zu bleiben oder die nackte Existenz zu sichern). Daraus folgt, dass eine Gesellschaft entweder über entsprechende Druckmittel verfügen muss, oder dass das Individuum für seine Dienste belohnt wird. Der Nachteil der Druck & Zwang- Methode liegt darin, dass hierbei Widerstände der gezwungenen Individuen unterdrückt werden müssen. Im Falle einer Belohnung wird letztlich die Arbeit auch getan, allerdings drängt sich hier die Frage auf, wie eine Belohnung zu bewerkstelligen ist. In einfachster Form ist dies durch den Tauschhandel verwirklicht. Je höher der Grad an Spezialisierung in einer Gesellschaft ist, desto schwieriger wird jedoch die lukrative Entschädigung mittels Tauschhandel. Ein allgemeines, von vielen Mitgliedern der Gesellschaft akzeptiertes Tauschmittel wird erforderlich. Dieses muss jedoch schwer zu beschaffen sein, weil eine stabile Relation zwischen Wert der Arbeit und Wert des Tauschmittels bestehen muss. Das Tauschmittel erhält somit einen imaginären Wert. Dieser imaginäre Wert ist auch ohne Tauschmittel denkbar, wenn er wieder in Produkte und Leistungen einzulösen ist.
Interessant ist aber die Frage, wie Geld generiert wird - die oft gehörte Aussage, Arbeit sei vorhanden, bezahlte Arbeit jedoch nicht bringt dies auf den Punkt. Ist etwa zu wenig Geld in der Gesellschaft vorhanden? Oder werden zu wenig Leistungen für Geld in Anspruch genommen?
Vorhandenes Geld lebt von Fluktuationen. In dem Moment, da Geld nie mehr ausgegeben wird, verschwindet es aus der Gesamtbilanz - letzten Endes ist somit für erbrachte Leistung keine Gegenleistung eingefordert worden. Wird es allerdings nur vorrübergehend eingefroren, so erfolgt die Gegenleistung noch, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt was z.B. ein Grund für eine passagere "Arbeitslosigkeit" sein kann. Man muss also grundsätzlich die Gesamtbilanz von der aktuellen Bilanz unterscheiden.
Der gesamte Reichtum beruht also letztendlich auf erbrachter Leistung einerseits und potentieller "Wiedereinlösbarkeit" der immatriell eingefrorenen Verbindlichkeiten andererseits.
Für die Generierung von Geld gehört prinzipiell ein Leistungserbringer und ein potentieller Gegenleistungserbringer. Die Menge des vorhandenen Geldes ist eng gekoppelt mit noch nicht erbrachten (!) Gegenleistungen, letzten Endes also mit der Menge der eingegangenen Schulden die noch beglichen werden müssen.



+++Freier Wille+++


Moralische Urteile erfordern die Existenz eines freien Willens. Jedoch ist es durchaus eine Überlegung wert, darüber nachzudenken ob das Konstrukt eines freien Willens auch tatsächlich real existiert. Bei einer umfassenden Betrachtungsweise wird man schnell feststellen, dass das menschliche Handeln viel stärker von äußeren Umständen geprägt ist als man aus dem eigenen Erleben schließen würde: Je genauer die Umstände bekannt sind und je besser man über die Vorgeschichte und Beweggründe Bescheid weiß, desto eher kann man die Handlungen anderer verstehen.
Die derzeit vorherrschende Meinung in der Hirnforschung vertritt die Hypothese, dass der freie Wille nur ein evolutionär entstandenes Konstrukt sei. Durch entsprechende Versuche können Bewegungen von außen induziert werden und dennoch von der Versuchsperson individuell als aktiv von ihr gewollt empfunden werden.
Wenn jedoch jegliches Denken, Fühlen und Handeln nicht frei ist sondern ein Produkt der wahrgenommenen Außenwelt (in Verbindung mit Erfahrungen aus der Vergangenheit, Emotionen und Unterbewusstsein etc), dann sind letztlich Begriffe wie "grob fahrlässig", "mutwillig", "aus niederen Beweggründen" etc. nicht damit in Einklang zu bringen, weil die Person letztendlich nichts dafür konnte, dass sie so ist wie sie ist und die Tat vollkommen situativ bedingt ist.
Aber auch bei dieser Sichtweise drängt sich die Überlegung auf, dass hier ein wichtiger Punkt übersehen wurde: Selbst wenn der freie Wille nur eine Illusion darstellen sollte, lässt sich die Existenz dieser Empfindung trotzdem nicht leugnen. Auf dieser Basis sind auch moralische Urteile nicht unberechtigt, denn allein die Tatsache, dass eine getroffene Entscheidung absehbar war, entbindet das Individuum nicht von dem eigenen Gewissen. Jeder Mensch muss sein Handeln vor sich selbst und vor anderen rechtfertigen. Und aus diesem Grunde sind auch Moral und Ethik von zentraler Bedeutung.
Dies muss den vorherigen Überlegungen nicht widersprechen, wenn wir eine Tat als moralisch verwerflich betrachten, ist dies ja letztentlich auch nur ein Produkt unserer Erziehung, unseres sozialen Umfeldes und unserer eigenen Biografie...

+++Seele+++

Kinderfragen sind ja bekanntermaßen durch ihre Einfachheit, Naivität und trotzdem tiefreichende Bedeutung gekennzeichnet... So zum Beispiel die Frage meiner kleinen Schwester: "Was ist die Seele?" Als erste Reaktion möchte man gerne antworten "Ist doch klar, Seele ist...." Ja, was ist Seele denn jetzt eigentlich genau? Es ist doch schon sehr interessant wie häufig man Begriffe hört oder verwendet, deren volle Bedeutung bei genauerem Hinsehen doch im Verborgenen liegt. Setzt der Begriff Seele gleichzeitig den Glauben an die Existenz eines Lebens nach dem Tod vorraus? Darf ein Nihilist also etwas aus "tiefster Seele" heraus hassen oder lieben? Wenn jemand von Reinkarnation und Seelenwanderung spricht, was wandert denn da? Gefühle? Gedanken? Identität? Wenn ja, wieso sollten diese Eigenschaften tatsächlich noch identisch sein in einem "neuen" Leben? Schon innerhalb EINES Lebens habe ich mitunter den Eindruck, dass sowohl Gefühle als auch Gedanken einem stetigen Wandel unterliegen - zusammengehalten nur durch die eigene Person, das Selbst. Aber bei genauerem Hinsehen wird auch das "ich-Erleben" unschärfer. Ändert sich nicht mit jedem Rollenwechsel und jeder neuen Efrahrung auch das eigene Ich?
Zurück zur Seelen-Frage: Die Trias Körper, Geist und Seele, welche die Identität letztendlich ausmachen, sind eng miteinander verknüpft. Und interessanterweise sind die Begriffe Körper und Geist hinreichend genau umrissen. Körper = Physische Existenz, Geist = Gedanken und Erinnerungen aus dem Bewusstsein und Unterbewusstsein. Interressante Frage: Käme man auch nur mit Körper und Geist aus, ist der Begriff "Seele" etwa unnütz?
Meist werden mit "Seele" auch Gefühle und Emotionen assoziiert. In der Tat deckt der Begriff "Geist" diesen Bereich nicht hinreichend ab. Zwar hat man "emotionale Gedanken", aber der Gedanke an sich ruft doch eigentlich erst die Emotion hervor (oder umgekehrt: Emotionen rufen Gedanken hervor...) Mit anderen Worten: Emotionen sind ein eigenständiges Phänomen.
Seele = Emotionen & Gefühle? Gefühle sind das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Der Körper fühlt, der Geist nimmt diese Gefühle wahr. Gedanken sind eigentlich fast immer emotional gefärbt. Umgekehrt können Gedanken durch die von ihnen hervorgerufenen Gefühle auch Einfluss auf den Körper bekommen. Mir persönlich gefällt dieses Verständnis von Seele als Bindeglied zwischen Körper und Geist. Allerdings deckt sich diese Definition der "Seele" weder mit der Reinkarnation noch dem "ewigen Leben". Im Kontext der Nach-Tod-Existenz ist wohl eher das gesamte nicht-körperliche Individuum gemeint? Also Seele + Geist? Im Hinduismus spielt zusätzlich auch das sogennante "Karma" eine wesentliche Rolle, wenn ich diesen Begriff richtig verstanden habe dann ist das so eine Art Konto mit der Summe der im Leben vollbrachten Taten, welche sich in diesem oder nächsten Leben in irgendeiner Form auswirken werden. Interessanterweise ist es im Hinduismus das erstrebenswerte Ziel, kein Karma mehr zu besitzen und dadurch aus dem Kreislauf der Wiedergeburt auszubrechen...
Im christlichen Glauben hat die Seele meines Erachtens auch zusätzliche Eigenschaften , die vielleicht im Sinne von "Gewissen" zu verstehen sind - eine Seele kan "rein" oder "unrein" sein, durch Sünden bzw. deren Vergebung kann sich dieser Zustand ändern (By the way: was ist Sünde?). Wobei ich das jetzt eher aus einem philosophischen Standpunkt betrachte, ich gehe nicht davon aus, dass meine Betrachtungen theologisch gesehen korrekt sind.
Wenn ich von "Seele" spreche, meine ich in erster Linie "die Gefühle" wobei "Gefühl" eher eine herausisolierte Emotion darstellt und der Begriff "Seele" im Gegensatz dazu die individuelle Gesamtheit betont. Die Emotion ist untrennbar verbunden mit dem körperlichen Erleben und eng verflochten mit Gedanken. Alle Emotionen sind untereinander verbunden und gehören untrennbar zum Individuum dazu. Egal ob bewusst oder unbewusst, gegenwärtig oder tief in die Vergangenheit hineinreichend. Das ist die Seele. Und nun das ganze noch mal für meine kleine Schwester erklären....

+++Die Welt verändern+++

Im Alltag kann man nur allzu häufig beobachten, das vieles nicht so abläuft, wie es eigentlich ablaufen sollte. Bei mir formt sich dann fast automatisch das Bedürfnis, an Strategien zu arbeiten, wie man in das Geschehen eingreifen könnte um es irgendwie verbessern zu können. Zu offensichtlich scheint vieles "falsch" zu laufen als dass man nicht durch einfache Maßnahmen einfache Faktoren so auch letztendlich die Gesamtsituation verbessern könnte. Das klingt zunächst einfach. Problematisch dabei ist jedoch, dass eine Fokussierung auf Einzelfaktoren zwar zu konkreten "Verbesserungen" führt, dies jedoch leider nicht automatisch auch für das Gesamtbild zutrifft - im Gegenteil - durch die enge Vernetzung mit weiteren Betrachtungsebenen ist leider fast jede noch so simple Maßnahme auch mit Nachteilen auf anderen Ebenen verknüpft. Und je nach Bewertungsmaßstab steht dann summa summarum vielleicht sogar ein negatives Vorzeichen in der Bilanz. Je mehr Parameter man in die Überlegungen einbezieht, desto schwierieger stellt sich jedoch unweigerlich auch der zunächst noch einfach erscheinende Sachverhalt dar. Dies führt zu Ende gedacht jedoch zu einer völligen Lähmung weil jedes Stellrädchen die Gesamtkonstellation verändert und ein einfaches Handlungsschema somit ein Ding der Unmöglichkeit ist. Mit anderen Worten: Die Dinge geschehen nicht einfach so, sondern Alles was geschieht, hat auch irgendeinen Grund - vorausgesetzt man ist bereit, genauer hinzuschauen. Doch kann man es wirklich dabei belassen? Allein schon der gesunde Menschenverstand sagt nein! Denn schließlich ist die Entscheidung ob ein Eingreifen sinnvoll erscheint nicht nur von den Wertmaßstäben der Mitmenschen, der Gesellschaft abhängig sondern als Eingreifender muss man nach den eigenen Wertvorstellungen handeln. Wer Dinge ändern will, muss zunächst einmal über die eigenen Prioritäten Bescheid wissen und diese auch selbstkritisch hinterfragt haben. Wie will man die Welt verändern? In welche Richtung soll es gehen? Wie sieht der Idealzustand Deiner Meinung nach aus? Was will man erreichen? Handelt man nach dem eigenen Vorteil? Worin besteht der eigene Vorteil? Handelt man altruistisch? Handelt man, indem man es möglichst vielen Menschen in der Umgebung recht machen will? Welche Parameter wählt man als Maßstab für die Bewertung der Resultate? Wo setzt man sich selber die Grenzen? Wo muss man anderen die Grenzen setzen? Die wenigsten Menschen sind sich der Konsequenzen die ihr Handeln hat auch nur annähernd bewusst. Die wenigsten Menschen hinterfragen ihre Handlungen regelmäßig, die allerwenigsten hinterfragen ernsthaft ihr den Handlungen zu Grunde liegendes Weltbild. Dies sollte jedoch eigentlich die Voraussetzung sein für Verantwortung tragendes Handeln. Wer die Welt aktiv gestalten will, muss Verantwortungsbewusst sein. Gerade im Alltag.

+++Strickmuster+++

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens gibt es viele Irrwege. Es ist eigentlich merkwürdig, dass ein doch so selbstverständlich erscheinende Ziel ein lebenswertes Leben zu führen, oft schon an theoretischen Hürden scheitert. Von Mensch zu Mensch unterscheiden sich die Prioritäten, auf denen letzendlich sämtliche alltäglichen Entscheidungen geprägt sind. Aber selbst bei einfach gestrickten Charatkeren sind ebensolche Prioritäten bereits mehrdimensional. Je vielschichtiger die Prioritäten, desto schwieriger wird es dem Außenstehenden, eine vergleichende Wertung aufzustellen. Ich versuche ständig zu vergleichen und verschiedene Werte und Wertesysteme als "besser" bzw. "schlechter" zu klassifizieren. Letztendlich tue ich das mit dem Ziel, meinen eigenen Weg zu finden. Man kann schließlich nicht selber alle möglichen Lebenswege ausprobieren, das Leben ist zu kurz dafür. Und auch wenn es ein scheinbar irrsinniges Unterfangen ist, Vergleiche unterschiedlicher Lebensphilosophien aufzustellen, so kann man jedoch auch nicht davon ausgehen, dass sämtliche Möglichkeiten die sich einem bieten, gleichwertig sind. Neben der grundsätzlichen Schwierigkeit einer mehrdimensionalen Betrachtung (Ein bestimmtes Verhalten mag in einem gewissen Kontext unsinnig erscheinen was vielleicht aber auch nur daran liegt, dass ein oder mehrere zu Grunde liegenden Ziele dem Betrachter nicht offenbar werden), gibt es zudem das Problem, dass man in vielen Punkten bereits ein eigenes Wertesystem besitzt auf dessen Grundlage man die Wertungen anstellt. Dieses zu hinterfragen ist aber letztendlich das Ziel des wertenden Betrachtens! Wenn man von vornherein sein eigenes Wertesystem als unverrückbar betrachtet, stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens ja erst gar nicht. Einerseits hätte man dann weniger Unsicherheit und Zweifel, andererseits ist es aber meiner Meinung nach ziemlich vermessen, automatisch davon auszugehen das sämtliche - teils zufällig zustande gekommenen- Präferenzen im persönlichen Wertesystem tatsächlich das Non-plus-Ultra darstellen sollen. Aber auch wenn man in der Lage ist, einzelne Wertvorstellungen nach genauerer Analyse zu korrigieren - eine radikale Abkehr von sämtlichen Grundannahmen gelingt nur den wenigsten Menschen. Die eigene Lebenserfahrung hat viele dieser Grundannahmen maßgeblich geprägt; lediglich weil andere Menschen unterschiedlíche Erfahrungen gesammelt haben heißt das noch längst nicht, dass man die daraus resultierenden Erkenntnisse eins zu eins auf die eigene Person übertragen könnte oder gar übertragen sollte. Bei derartigen Betrachtungen habe ich des öfteren festgestellt, das viele Menschen mit einer Art "Strickanleitung" herumzulaufen scheinen, die die eigenen Verhaltensmuster festlegt. Das charakteristische hieran ist, dass die betreffenden Personen außerstande scheinen, dieses Strickmuster in irgdendeiner Form zu hinterfragen. Charakteristisch ist auch die oligodimensionale Ausrichtung eines derartigen Strickmusters. Dennoch bieten Strickmuster eine dem jeweiligen Lebensumfeld mehr oder weniger gut angepasstes Handlungsschema an, was ein offenslichtlicher Vorteil ist. Nachteilig ist allein die Unfähigkeit, aus diesem Strickmuster nachhaltig auszubrechen. Aber sind die eigenen Eckpunkte nicht letzten Endes auch nach mehrmaligen Korrekturen vielleicht auch nicht mehr als ein komplexeres Strickmuster?

+++Isolation+++

Ich möchte hiermit einmal ein älteres Gedankenspiel darstellen, dass seine Wurzeln in meiner frühen Kindheit besitzt. Ausgangspunkt war der Umstand, dass ich mir bisweilen Orte "doppelt" gemerkt hatte. Damit meine ich, das ein und derselbe Ort (im konkreten Fall ein Einkaufszentrum) zweimal in meinem Gedächtnis vorhanden war. Dies konnte passieren, weil ich das Einkaufszentrum nur flüchtig kannte und die Eltern es mit dem Auto von der "falschen" Richtung her angefahren hatten. Da es sich um einen vermeintlich noch unbekannten Ort handelte, war ich ziemlich überrascht als ich wenig später über den gewohnten Weg zu eben diesem Einkaufszentrum gelangte und darin plötzlich einen "anderen" Ort erkannte, den ich unter einer völlig anderen örtlichen Vorstellung abgespeichert hatte. Es war aber nicht etwa so, dass sich die beiden Bilder des Ortes deckungsgleich aufeinander legen ließen. Ich war mir zwar von nun an bewusst, dass es sich um ein und denselben Ort handelte aber der Kontext war ein vollständig anderer. Interessant auch der weitere zeitliche Verlauf: Meist setzte sich das Bild des aktuellen Kontextes durch - bis ich schließlich Mühe hatte mich noch an den "falschen" Kontext zu erinnern und das Einkaufszentrum noch einmal aus der alten Perspektive zu betrachten. Schon als Kind machte ich mir nun Gedanken über diesen Sachverhalt. Wenn sich ein und derselbe Ort schon für mich selber völlig anders darstellt wenn ich ihn nicht im gewohnten Kontext wiedererkenne, wie viel größer sind dann erst die Wahrnehmungsunterschiede zwischen zwei Menschen? Das es Wahrnehmungsunterschiede gibt, dürfte wohl kaum jemand leugnen. Aber die direkte Konsequenz daraus ist, dass wir auch bei allen gemeinsam Erlebten doch völlig abgekapselt nebeneinander her leben. Falls wir tatsächlich zum Gedankenlesen im Stande wären, würden wir die Szenen und Plätze in den Gedanken des Gegenübers vermutlich gar nicht wiedererkennen weil sie eine völlig andere Welt darstellen. Die Welt aus dem Blickwinkel eines Anderen würde uns vorkommen wie eine Neuverfilmung, in der allenfalls noch die bloßen Fakten übereinstimmen... Als eine weitere Variante dieses Sachverhalts kann man sich einfach vorstellen, dass andere Menschen nicht nur anders denken und empfinden sondern zum Beispiel auch die Farben anders wahrgenommen werden. Man stelle sich vor, die Farbe Blau würde von einem anderen Menschen so empfunden wie man selber Rot empfindet. Jeder kennt Bilder in Falschfarben. Wenn man bei einen Film die Farbcodierung ändern würde und sich versucht lebhaft vorzustellen das man von nun an die Realität exakt in diesem fremden Farbmuster warnehmen würde, dann erhält man vielleicht eine vage Vorstellung davon, wie unterschiedlich die individuellen Erlebniswelten sind. Und das sich die Menschen bei gleichzeitigem Erleben eines Ereignisses im Nachhinein an verschiedene Details erinnern (jeder hat da so sein Augenmerk auf unterschiedliche Teilaspekte) ist bei den oben genannten Überlegungen noch gar nicht berücksichtigt...

+++Gesellschaftliche Regeln+++


Was wäre, wenn man selber jede Regel und jedes Gesetz nach seinem eigenen Gutdünken verändern könnte? Praktisch wäre es zunächst, sofort fallen einem hunderte von Erleichterungen ein, die eine solche Möglichkeit mit sich bringen würde. Dafür braucht man noch nicht einmal eine egoistische Einstellung, es gibt auch so schon genügend widersinnige und hinfällige Normen. Sicherlich kann nicht jedes Verbot oder jede Verpflichtung perfekt sein, aber mitunter wundert man sich, wie unzureichend so manche starre Vorschrift auf die komplexen Altagssituationen zugeschnitten ist. Die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Regelungen ist unbestritten, zu groß ist der Benefit gegenüber Anarchie und Chaos (selbst "Anarchie" folgt jedoch rudimentären Gesetzen!). Allerdings verwundert es,

a) wie unkritisch Vorschriften mitunter befolgt werden
b) wie gedankenlos oft wichtige Regelungen von den Verantwortlichen entworfen werden
c) das sowohl das Brechen von Regen, als auch das Auftstellen von Regeln meist nicht in dem Bewusstsein des Hinterfragens geschieht.

Wer hinterfragt, trägt sofort die Last einer ethischen, moralischen und persönlichen Verantwortung. Dafür muss man sich jenseits der oberflächlichen, veränderbaren gesellschaftlichen Regelungen bewusst sein, dass man im Sinne des Kategorischen Imperativs zu handeln hat. Man benötigt hierzu jedoch eine gewisse Grundlage an ethischen Wertvorstellungen. Doch oft kommen derartige Wertvorstellungen leider nicht über das Niveau der gesellschaftlich vorgegebenen Verhaltensregeln hinaus, die Gesetze selber fungieren dann plötzlich als moralische und ethische Grundlage....

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