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Pädagogik (e)

 
Essay: Arbeit im Wandel: Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft

Die Erhöhung der Frauenerwerbsquote als eine Strategie zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

Ruhr-Universität Bochum

Fakultät (3) für Philosophie, Pädagogik und Publizistik

Fakultät (8) für Sozialwissenschaften/Sektion Soziologie

 

 

Titel der Lehrveranstaltung:         Einführung in die Soziologie 2

 

 

Essay zu dem Thema:

Arbeit im Wandel: Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft

 

mit dem Schwerpunkt:

Die Erhöhung der Frauenerwerbsquote als eine Strategie zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

 

 Eingereicht durch:

Thomas Koster

RUB:            Student Lehramt Sek. 2

 

  

Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Ist-Zustand in der Bundesrepublik Deutschland

3. Eine Änderungsmöglichkeit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

 

 

1. Einleitung

Mein Essay befasst sich mit dem 5. Thema der Vorlesung/Übung (Einführung in die Soziologie 2): Arbeit im Wandel: Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Den Schwerpunkt meiner Ausarbeitung habe ich dabei auf die Erhöhung der Frauenerwerbsquote als eine Strategie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gelegt.

 

Bei den Länderabkürzungen habe ich die Codecs der Liste der Staatsnamen laut
STÄNDIGEM AUSSCHUSS FÜR GEOGRAPHISCHE NAMEN (2004) benutzt.

 

 

2. Ist-Zustand in der Bundesrepublik Deutschland

Die Beschäftigungsstruktur teilt sich auf die verschiedenen Sektoren auf. Aus der Grafik

ist die Verteilung der Beschäftigung in Deutschland (DEU) auf die verschiedenen Sektoren zu erkennen. Der Dienstleistungssektor (DLS) nimmt 1999 in DEU 61 % ein. Erst in den 80er Jahren löste der DLS den Industriesektor an der Spitze der Beschäftigung ab. Dies war in anderen westlichen Ländern wie den USA, GBR und den NLD schon früher der Fall, weshalb DEU als verspätete Nation bezeichnet wird.

DEU hat eine deutlich niedrigere Erwerbstätigenquote und eine höhere Arbeitslosenquote als andere Länder, wo ein größeres Beschäftigungspotential realisiert wird. Weil DEU immer noch weniger Beschäftige im DLS als andere Nationen hat, wird von einer Dienstleistungslücke gesprochen. Ursachen für diese Dienstleistungslücke in DEU sind z. B.:

- Dienstleistungen, insbesondere personenbezogene, sind zu teuer und werden daher nicht ausreichend nachgefragt.

- Viele Dienstleistungsberufe sind Frauenberufe. Die weibliche Erwerbsquote ist in DEU vergleichsweise gering.

- Mentalitätsfrage: Die Deutschen wollen sich nicht bedienen lassen.

- Soziale Sicherung und Regulierung der Arbeitsverhältnisse orientieren sich am industriell geprägten Arbeitsverhältnis. Der DL-Sektor zeichnet sich jedoch durch flexible Arbeitsverhältnisse aus.

- Es fehlt eine gezielte Dienstleistungspolitik zur Förderung des Sektors.

 

Die nächste Tabelle gibt uns darüber Aufschluss, wie gering der Erwerbstätigenanteil in den Bereichen Industrie und Baugewerbe geworden ist:

Kategorie

 

Beschäftigungsanteil

Wachstum

Industrie

30,5 %

-17,7 %

Baugewerbe

  6,1 %

-15,5 %

Landwirtschaft

  2,4 %

k. A.

 

In der Industrie und dem Baugewerbe wurde zudem nur noch negatives Wachstum (1980-1997) festgestellt.

 

Den deutschen Ist-Zustand stellen auch die wichtigen Indikatoren der Arbeitsmarktsituation (1995-2000) in den OECD-Ländern dar (OECD 1998 + 2000):

- Unter den 30 OECD-Ländern hat DEU immer noch die höchste Beschäftigungsquote im sekundären Sektor (22,7 %).

- Bei der Frauen-Erwerbsquote (62,2 %) liegt DEU unter dem OECD-Mittelwert (ø 64,9 %) und weit hinter SWE (76,3 %) zurück.

- Auch bei der Beschäftigungsquote im tertiären Sektor hinkt DEU (39,9 %) dem Durchschnitt (ø 46,1 %) hinterher. Mit +5,2 % liegt die Veränderung im tertiären Sektor weit hinter dem Durchschnitt mit +9,1 % zurück.

 

 

3. Eine Änderungsmöglichkeit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

Zur Frage wie die Arbeitslosigkeit in Deutschland bekämpft werden kann, möchte ich auf eine Änderungsmöglichkeit näher eingehen. Aber zuerst einmal gehe ich auf allgemeine Erläuterungen ein.

 

In allen früh industrialisierten Gesellschaften ist der tertiäre Sektor zur tragenden Säule der Erwerbstätigkeit geworden. Der Dienstleistungssektor ist auch zum Hoffnungsträger für die Beschäftigungsentwicklung geworden, denn nur er kann Massenarbeitslosigkeit beseitigen. Interessant ist ja nun zuerst einmal in welcher der 5 Kategorien des DLSs (s. Kapitel 1) das größte Wachstumspotential steckt. Da gibt uns die nächste Tabelle Aufschluss (Wachstum von 1980-1997):

Kategorie

 

Beschäftigungsanteil

Wachstum

Produktions-bezogene Dienste

14,8 %

+ 67,3 %

Soziale Dienste

16,1 %

+ 66,1 %

Konsum-bezogene Dienste

  4,9 %

+ 17,5 %

Distributive Dienste

19,2 %

+ 11,5 %

Staatliche Dienste

  6,0 %

+  5,6 %

Baugewerbe

  6,1 %

-15,5 %

Industrie

30,5 %

-17,7 %

 

Im Gegensatz zur Industrie und dem Baugewerbe, die nur noch negatives Wachstum aufweisen, wird im DLS in allen Bereichen Wachstum vorausgesagt. Dabei stechen die Felder Produktions-bezogene Dienste und Soziale Dienste eindeutig hervor, da sie trotz eines hohen Beschäftigungsanteiles ein großes Wachstum versprechen.

Produktions-bezogene Dienste beinhalten: Banken, Versicherungen, Rechtberatung, Architektur, Immobilien, Werbung und Ausstellung, Unternehmensberatungen … (Bank- und Versicherungsfachkräfte, Rechtsanwälte, Architekten, Makler, Werbefachkräfte, Wirtschaftsprüfer, Organisationsberater ...).

Soziale Dienste beinhalten: Kinderhorte, Altenheime, Sport, Gesundheitseinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Pflegedienste, Schulen, Hochschulen, Parteien, Kirchen (Erzieher, Lehrer, Ärzte, Pfarrer, Pflegekräfte, Sozialarbeiter ...).

 

Soziale Sicherung und Regulierung der Arbeitsverhältnisse orientieren sich am industriell geprägten Arbeitsverhältnis. Der DL-Sektor zeichnet sich jedoch durch flexible Arbeitsverhältnisse aus. Dies ist also immer noch ein Hemmschuh in der Arbeitsmarkt-Entwicklung.

 

Und da Fourastié in seiner "Drei-Sektoren-Hypothese" anführt, dass es im DLS nur geringe Rationalisierungspotentiale gibt. Da mehr Dienstleistungen nur mit mehr Menschen zu erbringen sind, würde sich ein Beschäftigungszuwachs positiv auf die Arbeitslosigkeit in DEU auswirken. Auch - verweisen darauf, dass der DLS rationalisierungsresistent ist.

 

Schubkräfte der Dienstleistungsentwicklung sind z. B. die demographischen und soziostrukturellen Veränderungen, wie steigende Lebenserwartung, Zunahme an Freizeit und die Frauenerwerbstätigkeit, die zu einem erhöhten Bedarf nach vielfältigen Dienstleistungsangeboten führen. Viele Dienstleistungsberufe sind ja Frauenberufe, aber die weibliche Erwerbsquote ist in DEU vergleichsweise gering.

 

Folgendes ist aber auch zu beachten:

Das Durchschnittseinkommen im tertiären Sektor liegt unter dem des Produktionssektors. Der Preis für mehr Beschäftigung kann also eine Zunahme der Einkommensungleichheit sein. Ein Großteil der Dienstleistungen besteht auch aus ausgesprochen unsteten, schlecht bezahlten und wenig qualifizierten Arbeiten. Deshalb sind diese Forderungen wichtig: stärker individualisierte Form der Leistungssteuerung und ­Kontrolle; flexiblere Arbeitszeiten; Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben (insbesondere bei Frauen); an Kunden und Beschäftigten angepasste Arbeitszeiten.

 

Zur Frage wie die Arbeitslosigkeit in Deutschland bekämpft werden kann, führt - ein Modell an: Ein Niedriglohnsektor soll subventioniert werden, sodass vor allem personen- und haushaltsbezogene Dienstleistungen ausgebaut werden.

> Deren Expansion stützt sich dann auf eine Erhöhung der Frauenerwerbsquote und einer Hochpreisstrategie.

> Die Frauenerwerbstätigkeit stellt allerdings eine Veränderung der (deutschen) kulturellen Tradition dar.

> Es gibt aber eine eindeutige Korrelation zwischen dem Ausbau von Dienstleistungen und der Frauenerwerbsquote, die dann zu einer Verringerung der Arbeitslosigkeit führt (siehe Tabelle unten).

> So ändern sich Lebensstile, und besonders die Nachfrage nach haushaltsbezogenen Diensten (Kinderbetreuung, Bildungsangebote, Gaststättenleistungen) steigt.

> Die Erhöhung der Frauenerwerbsquote ist aber an eine Verbesserung der Teilzeitmöglichkeiten gebunden.

Als Beleg führt - Zahlen aus den USA an:

 

Frauenerwerbsquote

Arbeitslosenquote

DEU (1983 1996):

48 54 %

 8 9 %

USA (1983 1996):

58 68 %

10 5 %

 

Während in den USA die Frauenquote um 10 % gestiegen ist, ist dort die Arbeitslosenquote halbiert worden; im gleichen Zeitraum ist in Deutschland die Quote nur um 6 % angestiegen, wobei die Arbeitslosenquote nahezu konstant blieb.

 

Den Zusammenhang zwischen Erwerbsquote, Dienstleistungsbeschäftigung und Lebensstilen kann man so zusammenfassen:

Eine höhere Frauen-Erwerbstätigkeit führt zu geringerer Arbeitslosigkeit und schafft neue Arbeit, da ein neues Bedürfnis nach Dienstleistungen entsteht. Eine Änderung von Verhaltensmustern, -routinen und -normen bedingt eine Änderung der Lebensstile. Dazu muss allerdings das industrialistische Betriebs- und Arbeitsorganisationsmodell verlassen werden. Dann wäre das Ziel der Verringerung der Arbeitslosigkeit erreichbar.

 

 

4. Fazit

Bei der Dienstleistungsentwicklung geht es immer auch um Fragen von Lebensstilen und sozialen Verhaltensmustern und die Gestaltung unserer Alltagskultur.

Deshalb müssen für diese Strategie folgende Punkte geändert werden:

> flexiblere Formen der Berufstätigkeit müssen angeboten werden;

> Neunormierungen von Arbeitszeit und Beschäftigungsverhältnissen sind nötig;

> neue Regulation der sozialen Sicherung ist eine weitere Voraussetzung und

> der Teilzeitbeschäftigung müssen die gleichen Entfaltungschancen wie bei Vollzeitbeschäftigung eingeräumt werden.

 

Diese Änderungen sind nötig und werden auch langsam in DEU kommen, denn der Wandel von Wertorientierungen, Verhaltensweisen und Familien- bzw. Haushaltsformen schafft andere Bedürfnisstrukturen. So halte ich diese Strategie von  Baethge auch für sinnvoll und umsetzbar. So wird z. B. in unserem Nachbarland Frankreich die Kinderbetreuung professionell übernommen, sodass die Frauen arbeiten können. Aber die Erwartungen an Verbesserungen von Einkommen und Qualität des Arbeitsplatzes im Dienstleistungsbereich sind wohl eher unsicher.

 

 

5. Literaturverzeichnis

-

Ständiger Ausschuss für geographische Namen (StAGN) (2004): Liste der Staaten-namen und ihrer Ableitungen im Deutschen. Hg.: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG). 8. Ausgabe – Stand: Februar 2004. Frankfurt am Main.

 

 

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