Triple T

Uni-Website

 

Geographie

 
Exkursionsbericht: Soest: Entwicklung, Wirtschaft und Tourismus der Stadt Soest

Ruhr-Universität Bochum

Fakultät für Geowissenschaften

Geographisches Institut

 

Exkursionsbericht

Soest

mit dem Thema:

Entwicklung, Wirtschaft und Tourismus der Stadt Soest

 

 

0. Inhaltsverzeichnis

-

 

 

1. Einleitung

1.1 Lage

Der Landkreis Soest liegt im Regierungsbezirk Arnsberg in Nordrhein-Westfalen. Ihre Kreisstadt trägt ebenfalls den Namen Soest. Die Fläche des Landkreises beträgt 1.327 km2 und die Einwohnerzahl liegt bei etwa 292.000. Die östlich von Dortmund gelegene Stadt Soest mit heute ca. 48.500 Einwohnern ist Standort u. a. von Möbel-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie. (-). Der Ort liegt am Hellweg, der zu den ältesten Heer-, Handels- und Pilgerstraßen zählt und in der Vergangenheit die wichtigste Verkehrsverbindung zwischen Rhein und Weser darstellte. Soest liegt auch an der Hellwegbörde, die aus fruchtbarem Lösslehm besteht. (-).

Laut DUDEN wird in bestimmten norddeutschen Namen "oe" als langes, geschlossenes o [o:] gesprochen: Coesfeld, Itzehoe, Soest.

 

1.2 Themen

"Die Handelsbeziehungen der Soester Kaufleute reichten in der Blütezeit der Stadt bis nach Flandern, Holland, England, Dänemark, Schweden und Rußland" (-). Soest hat sich wegen seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung in der Vergangenheit gut entwickelt und heute baut Soest vor allem den tertiären Sektor aus.

Mein Exkursionsbericht beschäftigt sich deshalb mit der Entwicklung der Stadt Soest (Kapitel 2) und den beiden Vertiefungen:

- Die Wirtschaft in Soest (Kapitel 3).

- Der Tourismus in Soest (Kapitel 4).

 

 

2. Die Entwicklung der Stadt Soest

2.1 Erste urkundliche Erwähnungen

Die ältesten Baureste stammen aus einem Zeitraum zwischen 550 und 800 n. Chr. (-). Der Name Soest wird im Jahre 836 erstmalig urkundlich erwähnt. (-). Der wichtigste Faktor für die Ansiedlung von Menschen in diesem Raum war die günstige geographische Lage. So war die Kreuzung der 3 Fernwege

- Hellweg,

- Frankenweg, und des von SE aus dem Sauerland kommenden

- Köhler- und Eisenweges,

ausschlaggebend für die frühe Blüte der Stadt. (-). Weitere Faktoren waren der fruchtbare Boden und die Salzquellen, weil Salz zu den ältesten Handelsgütern gehört.

 

2.2 Der Wall

Die Keimzelle der Stadt bildeten eine Königspfalz und 6 Höfe, die um die Pfalz angesiedelt waren. Um das Jahr 954 herum gründete der Erzbischof von Köln den Patroklistift und ließ den inneren Kern der Stadt mit einem Wall befestigen. Der Wall umschloss die zentralen Einrichtungen der Kirche, die Besitztümer der weltlichen Herrscher, das Rathaus und die Pfalz. Nach der Befestigung entstanden vor den Toren Siedlungen der Bürgerschaft und Einrichtungen des Handels wie der Markt, eine Kaufmanns- und eine Sälzersiedlung. (-).

 Abb. 1: Soest Osthofentor: Briefmarke Michel-Nr. 248

Bis in das 12. Jh. hinein betrug die Stadtfläche vermutlich nicht mehr als 35 Hektar. (-). Doch das Wachstum der Stadt machte schon bald eine Erweiterung der Befestigung nötig. (-). Der Erzbischof Philipp von Heinsberg ließ zu dieser Zeit eine neue Mauer errichten, so dass sich die Stadtfläche fast auf das 3fache (ca. 100 Hektar) vergrößerte. Damit schloss Soest flächenmäßig zu Münster und Osnabrück auf. (-). Diese Erweiterung dauerte von 1100 bis 1179. Die Bebauung überschritt erst um 1880 diese Befestigung, welche noch heute zu 2/3 zu finden ist. (-).

 

2.3 Das Soester Recht

Soest war wegen seiner Salzvorkommen und seiner günstigen Verkehrslage eine blühende Stadt. So erlangte Soest eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Stadtrechten. (-). Das so genannte "Soester Recht" ist das 1120 aufgezeichnete Soester Stadtrecht, das vielen Städten, insbesondere den Hansestädten im Ostseeraum, zum Vorbild wurde. (-). Es war zu dem die erste schriftliche Fixierung eines deutschen Stadtrechtes. (-).

Die glanzvolle Vergangenheit reichte vom 12. bis zum 16. Jh. Zudem war Soest auch während des ganzen 17. Jhs. ein durchaus funktionstüchtiger Stadtstaat. (-).

 

2.4 Die Entwicklung durch den primären und sekundären Sektor

Die Bedeutung und der Reichtum der Stadt sanken mit dem allmählichen Nachlassen des Fernhandels. Dennoch hatte Soest vor der Industrialisierung des Ruhrgebietes um 1830 hinter Münster noch die zweitgrößte Einwohnerzahl Westfalens. Wegen fehlender Bodenschätze, vom Salz abgesehen, konnte die Stadt aber nicht mehr mit den Industriezentren an der Ruhr Schritt halten. So gewann die Landwirtschaft und damit der primäre Sektor in der Soester Börde an Bedeutung. (-).

Der sekundäre Sektor entwickelte sich durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz 1850 stark, denn nun konnte sich die Industriewirtschaft in Soest ansiedeln. So stieg die Einwohnerzahl von 9.145 im Jahr 1848 auf 13.044 im Jahr 1875 an. Von da an wuchs die Stadt wie bereits oben erwähnt aus ihrer Befestigung heraus. Die Stadt behielt dennoch ihren ländlichen Charakter. So waren 1887 noch rund 66 % der Haushalte an den primären Sektor der Landwirtschaft gebunden. (-).

Außerhalb der Wälle siedelten sich Wohngebiete, Industriegebiete, städtische Einrichtungen, Eisenbahnersiedlungen im Norden und Kasernen im Süden an. Wegen ihrer Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt war die Stadt im Zweiten Weltkrieg starken Luftangriffen ausgesetzt. Gut 62 % aller Bauten in der Stadt wurden zerstört. (-). Trotz dieser erheblichen Schäden konnte die Stadt ihr mittelalterliches Stadtbild mit zahlreichen bedeutenden Baudenkmälern bewahren. (-). Die Stadt wuchs weiter von 23.000 Einwohnern 1947 auf rund 40.000 1976. (-).

 

 

3. Die Wirtschaft

3.1 Der Markt

Im Mittelalter war der Markt ein zentrales Element und äußerst wichtig für die Raumfunktion einer Stadt. (-). Zudem zählt Soest neben Dortmund zu den ältesten Münzstätten in Westfalen, da die Münzprägung für Soest bereits seit dem 10. Jh. belegt ist. (-). Dies unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt in der Vergangenheit, und lässt vermuten, dass "die Stadt schon sehr früh die Funktion eines Marktortes wahrnahm" (-).

Auf dem Markt gab es ein umfangreiches Warenangebot, das zum einen der Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Agrarprodukten und zum anderen der ländlichen Versorgung mit Fertigwaren und städtischen Dienstleistungen diente. Auf dem Soester Markt wurden vor allem Salz, Getreide, Backwaren, Wolle und Tuche, sowie Metalle und Metallwaren angeboten. (-).

 

3.2 Die Verkehrsanbindung

"Neben den wichtigen Faktoren des fruchtbaren Bodens (Löss) und der Salzquellen (Salz ist eines der ältesten Handelsgüter), war die Lage an der Kreuzung dreier Fernwege (s. Kapitel 2.1) ausschlaggebend für die frühe Blüte der Stadt" (-). So zählte Soest im 12. und 13. Jh. zu den bedeutendsten Städten Westfalens. (-).

Durch den Markt und das außerordentlich günstige Verkehrsnetz kann man annehmen, dass "die Stadt Soest die Funktion eines zentralen Ortes wahrnahm" (-). Das Angebot bzw. die Versorgung ging über den eigenen Bedarf der Bevölkerung hinaus. Die angebotenen Güter und Dienste der Stadt versorgten nicht nur den Nahraum der Börde, sondern hatten als Einzugsbereich auch den Raum des weiteren Umlandes. (-).

Soest lag am Hellweg und an der NS-Verbindung Lübeck - Frankfurt, was damals eine ganz allgemein günstige Lage war. Und "für Hinterland und Umland existierten in großer Dichte Wege für den regionalen und lokalen Verkehr, der überwiegend mit Soest in Berührung kam" (-).

Durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz 1850 wuchs die Bedeutung Soests als Verkehrsknotenpunkt. Nun konnte Industrie angesiedelt werden und die Wirtschaft des sekundären Sektors konnte sich in Soest weiter entwickeln. (-).

 

3.3 Das Soester Landgebiet

Zwischen dem 13. und 15. Jh. gelang es einigen Reichsstädten eigenes Landgebiet zu erwerben. So hat auch die Stadt Soest vor allem aus wirtschaftlichen Überlegungen zwischen dem 14. und 16. Jh. danach gestrebt, eigenes Landgebiet zu erlangen. (-). Zum einen wollte man die Versorgung der städtischen Bevölkerung sicherstellen, zum anderen war auch ein Absatzgebiet für die städtischen Erzeugnisse wichtig. Des Weiteren bot ein die Stadt umgebendes Gebiet eine größere Sicherheit gegenüber feindlichen Angriffen und eine Selbständigkeit und Unabhängigkeit vom Landesherrn. (-). So erwarb die Stadt Soest zur Mitte des 15. Jhs. die Herrschaft über ihr eigenes Landgebiet, welches zum Schutz gegen feindliche Angriffe durch einen Befestigungsgürtel umgeben war. 1594 hatte das Territorium eine Größe von etwa 220 km² und trägt seit Beginn des 16. Jhs. den Namen Börde. (-). Eine Börde bezeichnet hier einen geschlossenen Gerichtsbezirk. (-).

Börde ist aber auch die norddeutsche Bezeichnung für ein fruchtbares Ackerland. Die meist nach Städten (z. B. Soester Börde) benannten Börden sind hauptsächlich in dem Lössgürtel verbreitet, der als 20 – 80 km breites, annähernd geschlossenes Band im Grenzsaum zwischen Mittelgebirge und Norddeutschem Tiefland von Westen nach Osten quer durch Deutschland verläuft. (-). Durch den fruchtbaren Lössboden trifft diese Bedeutung auch auf die Soester Börde zu.

Je größer der Bedeutungsverlust als Handelsstadt wurde, desto wichtiger wurde das Gebiet der Börde für die Stadt. Seit dem 15. Jh. bildete die Börde das Hauptabsatzgebiet für die Erzeugnisse der städtischen Wirtschaft. Die landwirtschaftlichen Produkte der Börde, die nur auf dem Soester Markt verkauft werden durften, sicherten im Gegenzug die Versorgung der Soester Bevölkerung. (-). Es wurden Anordnungen erlassen, um die Börde in wirtschaftliche Abhängigkeit der Stadt zu halten. Man wollte dadurch das städtische Wirtschaftsleben sichern und deshalb war im Gebiet der Börde jeglicher Handel ebenso untersagt wie die Ausübung eines Handwerkes oder eines anderen Gewerbes. (-). Es gab zudem Bestimmungen, dass die Bewohner der Börde ihre gesamten Aufträge ausnahmslos an die Meister in der Stadt vergeben sollten, und nicht etwa an fremde Handwerker. Unvorteilhaft wegen des Zeitaufwandes war dies für die Bauern, die weiter entfernt von Soest wohnten. (-).

Selbst nach dem Beginn der Industrialisierung 1887 waren noch rund 66 % der Haushalte in Soest an die Landwirtschaft gebunden. (-).

 

3.4 Die Handelsbeziehungen

Im 13. Jh. war die Stadt Soest bedeutendste Stadt in Westfalen, weil sie weit reichende Handelsbeziehungen führte. Im 14. Jh. wurde sie zeitweise von der Reichsstadt Dortmund überflügelt. Obwohl Soest dadurch innerhalb der Hanse zurücktrat, war die Stadt weiterhin am Seehandel und an den hansischen Handelsprivilegien in Schweden und Dänemark beteiligt. Auch zu England und zum Baltikum stand Soest im 14. und 15. Jh. in engen Beziehungen. (-).

Die Hanse war eine genossenschaftliche Vereinigung deutscher Kaufleute, die gemeinsame Handelsinteressen im Ausland hatten und sich dort gegenseitig unterstützten. Später traten an die Stelle der einzelnen Kaufleute ihre Heimatstädte. Die Beschlüsse der Hanse wurden meist in Lübeck abgehalten. In ihrer Blütezeit im 15. Jh. hatte die Hanse über 160 Mitglieder. -.

 

Abb. 2: Die Welt der Hanse um 1400: Hansestädte (-)

Seit dem Ende des 15. Jhs. gab es jedoch durch eine Verlagerung der Handelswege einen langsamen Rückgang des gesamten Handels und der Wirtschaft in Soest, weil Westfalen so als Durchgangsland zwischen W- und NE-Europa an Bedeutung verlor. Die Stadt Soest hat diese veränderte Lage aber nicht einfach hingenommen. So brachte Soest der Hanse im 16. und zu Beginn des 17. Jhs. weiterhin ein hohes Interesse entgegen. Immer wieder waren Bevollmächtigte der Stadt in Lübeck, um Soest auf den Hansetagen zu vertreten. Aber trotzdem verlor Soest als Handelsstadt immer mehr an Bedeutung. (-). Je größer der Bedeutungsverlust als Handelsstadt wurde, desto wichtiger wurde das Gebiet der Börde für die Stadt.

 

 

4. Der Tourismus als tertiärer Entwicklungs-Sektor

Im tertiären Sektor ist der Fremdenverkehr eine der Wachstumsbranchen. Einkommensverbesserungen, erhöhte Mobilität und nicht zuletzt ein gestiegenes Erholungsbedürfnis der Menschen haben in den letzten Jahren dazu beigetragen. (-). Von den Menschen wird also nach Abwechslung und Erholung in der Freizeit gestrebt. Wichtig ist dabei die schnelle Erreichbarkeit der Naherholungsgebiete.

 

4.1 Tourismus in NRW

Der größte Prozentsatz der raumbezogenen Freizeitaktivitäten der Landesbevölkerung ist auf Ziele außerhalb von NRW ausgerichtet, doch die Inanspruchnahme der touristischen Angebote innerhalb des Landes steigt seit Jahren (-). Insgesamt hat sich das touristische Angebot in NRW deutlich erweitert. Städte und landschaftliche Vorzugsgebiete sind schnell erreichbar und so ist Nordrhein-Westfalen zu einem typischen Land des Kurzzeit- und Naherholungstourismus geworden. (-).

 

4.2 Fremdenverkehr und Freizeit in der Region Soest

Städte der Region wie z. B. Soest oder Lippstadt verfügen über historische Stadtbilder, Kirchen und andere baugeschichtliche Sehenswürdigkeiten. Der Kreis Soest orientiert sich an Kur- und Gesundheitsurlaubern, bietet aber auch Aktivitäten im Bereich Kultur (Altstadtführungen) oder Sport (Wandern, Reiten, Fallschirmspringen) an. -.

In der Region rund um Soest nimmt der Ausbau des Gesundheits- und Wellnesstourismus einen hohen Stellenwert ein und so wird eine gemeinsame Bäderbroschüre herausgeben. Des Weiteren sollen die Wander- und Reitangebote ausgebaut werden. -.

Der Besucher kann im Kreisgebiet Soest Besonderheiten und abwechselnde Eindrücke erleben. Dies wird nicht nur durch die landschaftliche Vielfalt der Region gewährleistet, sondern auch durch die kulturellen Besonderheiten (-). Die zahlreichen Kulturgüter sowie das Ziel von Stadt-, Bildungs- und Kulturtourismus tragen zu den steigenden Besucherzahlen bei (-). So können interessierte Gäste an allgemeinen oder thematischen Führungen durch die historische Altstadt mit Besichtigungen der bedeutendsten Baudenkmäler in Soest teilnehmen. Eine weiter Attraktion ist die größte Innenstadtkirmes Europas, die schon seit 1338 bekannt ist und jährlich ab Mittwoch nach Allerheiligen mehr als eine Million Besucher nach Soest lockt. -.

Diese vielfältigen Attraktionen sorgten im Jahr 2001 für 1.423.579 Übernachtungen (2000: 1.410.656) im Kreisgebiet. Diese verteilten sich auf 143 (139) Hotels, Gaststätten und Pensionen die 9184 (9145) Betten zur Verfügung stellten. -.

 

Gerade im Fremdenverkehr liegen für die Region Wachstums- und Beschäftigungspotenziale. Der Kreis Soest war zuletzt dadurch geprägt, dass rund 50 % der Arbeitsplätze im sekundären Sektor lagen. Der Tourismus soll bei der weiterhin fortschreitenden Entwicklung hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft (tertiärer Sektor) eine Schlüsselrolle übernehmen. (-).

 

Der Fremdenverkehr mit seinem großen Wachstumspotential kann zu einer Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur oder auch einer Verbesserung der Beschäftigungsverhältnisse führen. Für Soest ist es also aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, dass die touristischen Attraktivitäten ausgebaut werden.

 

 

5. Literaturverzeichnis

-

 

 

 

 

Internet-Homepage-Adresse:

TTT-Uni-Homepage

Internet-E-Mail-Adresse:

(@-Zeichen anklicken!)