Psychologische Erklärungsmodelle und Konsequenzen für den Grundschulallltag betroffener Kinder mit Asperger-Syndrom


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Psychologische Erklärungsmodelle

Versuche, ein eindeutiges Erklärungsmodell für die Entstehung von Autismus zu finden, scheiterten, da es nicht möglich ist, ein bestimmtes „Kerndefizit“ zu beschreiben. Ein Grund dafür ist das heterogene Störungsbild des Autismus, welches eindeutige Erklärungen erschwert. Die zugrundeliegende Theorie müsste spezifisch und unsiversell sein, außerdem dürfte sie nur bei Menschen mit Autismus auftreten und müsste alle mögliche Symptombereiche abdecken. Aufgrund des heterogenen Störungsbildes ist dies bis jett nicht gelungen. Trotz alledem gibt es einige Erkärungsmodelle, die zu einem besseren Verständnis von Menschen mit Autismus-Spekturm-Störungen führen. Es ist anzumerken, dass die einzelnen Ausprägungen bei jedem Betreffenden von individueller Natur sind.

Übersicht: 

- Affektiv-soziale Störung 

- Theory of Mind  (ToM) 

- Mangel an zentraler Kohärenz 

- Modell der exe- kutiven Dysfunktion 



Affektiv-soziale Störung

Leo Kanner stellte 1943 die Vermutung auf, dass eine angeborene Störung, affektiven Kontakt herzustellen als Ursache von Autismus galt. Die auftretende Symptomatik zeigt sich besonders in der Schwierigkeit von Kindern mit Asperger-Syndrom, Mimiken und Gestiken von anderen Personen einzuschätzen und deuten zu können. Betroffene Kinder erkennen die emotionale Gestimmtheit anderer Menschen nicht oder nicht gut. Sie erkennen die emotionalen Signale (Mimi, Stimme, Körperhaltung) vergleichweise schlechter als nicht-autistische Kinder. Aus diesem Grund ist es außerdem möglich, dass sie derartige Signale nicht beachten. Es ist anzunehmen, dass Kinder mit Asperger-Syndrom gerade im Schulalltag bei der Kommunikation mit Lehrkräften und MitschülerInnen Schwierigkeiten bekommen. 

Theory of Mind (ToM)

Die Theory of Mind (kurz ToM) umfasst alle Denkprozesse, die es ermöglichen, fremdes und eigenes Verhalten zu erkennen, zu verstehen, zu erklären und vorherzusagen. Kinder mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten die Perspektive eines anderen einzunehmen oder einzuschätzen, was er denkt, weiß, annimmt, plant oder fühlt. Für Betroffene ist es also unverständlich, dass andere Menschen anders denken und empfinden können, als sie selbst.
Im Grundschulalltag wird auch hier deutlich, dass es für Kinder mit Asperger-Syndrom zu Schwierigkeiten kommen kann. Dies zeigt sich vor allem in Gruppenarbeiten, in denen sich die einzelnen Partner auf die Gedanken anderer einlassen müssen, um zu einer Lösung zu kommen, denn ohne eine Theory of mind ist es nicht möglich einzuschätzen, was der Partner wissen oder beabsichtigen könnte. Es ist die Aufgabe der Lehrkraft eine Gruppenaktivität bewusst zu lenken, um die Theory of Mind der Betroffenen aktiv zu fördern. 
Doch nicht nur in der verbalen Kommunikation, sondern auch im Erlernen sozialer Regeln haben Kinder mit Asperger-Syndrom Schwierigkeiten aufgrund ihrer beeinträchtigen Theory of Mind. Es besteht für Betroffenen folglich kein logischer Zusammenhang im Erlernen von sozialen Regeln, weil sie sich z.B. nicht vorstellen können, dass die andere Kinder mit bestimmten Äußerungen emotional verletzen könnten. Aus diesem Grund fällt es Betroffenen oft schwer, Kontakt mit Gleichaltrigen zu knüpfen und diesen langfristig zu pflegen.

Mangel an zentraler Kohärenz

Das Modell der zentralen Kohärenz wird als ein Denken bezeichnet, welches von der Tendenz, die Umwelt als ein großes Ganzes zu sehen, geprägt ist. Die Betroffenen nehmen aufgrund ihres Mangels an zentraler Kohärenz also eher Einzelheiten wahr und haben Schwierigkeiten in Zusammenhängen zu denken, denn sie konzentrieren sich eher auf einzelne Elemente. Schwierigkeiten zeigen sich besonders im Lösen von bestimmten Aufgaben im Grundschulalltag, bei denen es gilt, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und filtern zu können. 

Modell der exekutiven Dysfunktion

Das Modell der exekutiven Dysfunktion beschreibt eine gewisse Einschränkung an kognitiven Prozessen, die zukunftsorientiert und auf das Erreichen eines Ziels hin orientiert sind. Betroffene sind nur eingeschränkt befähigt, Handlungen logisch und vorausschauend zu planen, konsequent umzusetzen und im Handeln veränderte Umstände zu berücksichtigen. Es wird deutlich, dass ihnen ein Handlungsplan fehlt, bzw. sie oft ohne Hilfe nicht in der Lage sind, diesen zu entwickeln. Aus diesem Grund neigen sie zu stereotypen Abläufen.