17. August 2008,
187. Tag im Leben des Szarik, Wildfang von Geburt, Räuber aus Leidenschaft


Wie versprochen hier auch kurz schriftlich etwas zu Szarik (geb. Savvas) und seinem neuen Leben. Das folgende sind mehr ausgeschriebene Stichworte als ein Tagebuch, mehr eine lose Sammlung von Eindrücken und Erlebnissen als ein chronologischer Bericht.

I.
Die ersten paar Tage war der schon vorhandene Hund, die Schäferhunddobermannmischlingsdame Elin schwer beleidigt. Ihre eigene Mama war ja erst vor etwas mehr als einem Monat verstorben, endlich stand sie mal im Mittelpunkt des Interesses und nun dies. Das änderte sich allerdings ziemlich schnell, schon nach wenigen Tagen wollte sie ihren Stiefsohn nicht mehr allein aus dem Haus lassen. Die eigene Hitze hat sie über die Aufregung auch mal ausgelassen und ist direkt zur Milchproduktion übergegangen. Aber, selbst mit ihr auf der Seite liegend, hat der Szarik zwar fast alles andere gefressen, was er ins Maul bekam, ihre Milch hat er ihr aber nicht abgenommen.

II.
Gegen den Durchfall, mit dem er bei uns ankam, half schon das erste gekaufte Futter, das er bis heute zufrieden bis begeistert verspeist. Innerhalb von zwei Tagen war der Magen beruhigt und wir lernten Szariks bemerkenswerten Hunger kennen, den wir bis heute nicht in der Lage sind zu stillen. Immerhin ähnelt er beim Fressen nicht mehr so stark einem Staubsauger, er kaut inzwischen sogar. Eingestellt hat er dankbarer Weise auch das Beißen in Alles und Jeden, das ihn in den ersten zwei Wochen so gern überfiel. Der arme Hund war zum Einen wie oben schon angedeutet praktisch immer hungrig und recht hemmungslos in seiner Essensauswahl (er frisst z.B. Stöcke bis heute kurzerhand auf), zum Anderen plagten ihn sichtbar Zahnschmerzen, ihm fehlten noch etwa ein Dutzend Zähne. Wobei gefehlt eigentlich nicht, an manchen Stellen hatte er einfach zwei Zähne, weil der bleibende den Milchzahn gerade rauszupressen suchte. Die Schmerzen waren zu erkennen an einem leicht jämmerlichn Wimmern, gepaart mit dem Beißen in Bettdecken, Tisch- und Stuhlbeine, Beine, Badvorleger, seine eigenen Beine und Schwanz und schließlich wieder und immer wieder in die arme Stiefmama, die sich dank ihrer Scheinschwangerschaft auch noch viel zu viel gefallen ließ.

III.
In Sachen Stubenreinheit waren wir dank der Erfahrungen einer Freundin, die bis heute Probleme hat, auf lange und unangenehme Arbeit eingestellt. Szarik allerdings nicht. Beim ersten Betreten der Wohnung hat er seine Erkundung in einem Zimmer noch mit einem kleinen Haufen und im anderen mit einem kleinen See begossen. Beides innerhalb dreier Minuten nach Öffnen der Tür. Der Haufen war seitdem der einzige, der See nicht. In der ersten Woche schien er sich ernstlich Mühe zu geben, auf Spaziergängen, und seien sie noch so lang, einzuhalten, auf dass er nach der Rückkehr in die Wohnung sofort pinkeln könne. Die manchmal leicht hektische Aktivität, die sich danach jedesmal um ihn herum abspielte, inklusive sofortiger Rückkehr vor die Tür, zusammen mit dem überschwenglichen Lob und dem tollen Futter, das er draußen stattdessen bekam, überzeugten ihn erstaunlich schnell eines Besseren. Komplett stubenrein, d.h. auch ohne Unfälle nach dem Spielen oder so, war er bereits nach etwa vier Wochen.

IV.
In Sachen Probleme, Macken, Verhaltensauffälligkeiten und bösen oder wenigstens nervigen Wesensmerkmalen gibt es glücklicherweise recht wenig zu vermelden. Er bleibt zuhause noch nicht alleine, ohne abschließbaren Socken- und Schuhschrank im Moment eh nicht zu empfehlen, im Auto für kurze Zeit allerdings schon. Auto fährt er so oder so wunderbar, von Anfang an legt er sich meist einfach hin und schlafen, ohne Aufregung, Angst oder Ablenkung durch die Außenwelt. (Anders als andere uns namentlich bekannte Hunde…) Er mag Menschen, auch Fremde, liebt Kinder (mit einer recht stürmischen Liebe), ist fremden Hunden gegenüber die allermeiste Zeit freundlich und zurückhaltend, leicht ängstlich großen, lauten Hunden gegenüber, nicht mehr leicht aber immer noch zurückhaltend ängstlich gegenüber Pferden (ist bisher aber auch erst einem begegnet, und das war auch irgendwie unheimlich, so wie in der Herr der Ringe…). Nur Aufzüge sind ihm ein einziges, fürchterliches Mysterium. Er lässt sich mit etwas Mühe und ordentlich Futter zwar schließlich hereinlocken, bereut dies aber sehr schnell wieder.
All die Dinge aufzuführen, die an Szarik toll, interessant, lustig, süß, herzlich, wunderbar, erstaunlich, liebenswert, einzigartig oder charmant sind, würde offensichtlich zu weit führen. Er ist halt aufmerksam, gelehrig, intelligent, verspielt, leinenführig, abrufbar und weitgehend auch schon alltagstauglich. Sein Verhalten und seine Entwicklung sind positiv, angenehm und altersentsprechend. Wir sind noch längere Zeit auf tierärztliche Anweisung hin eingeschränkt darin, was wir mit ihm machen, ihm erlauben und von ihm fordern können. Seine Beine sind so lang, dass übermäßige und zu starke oder zu einseitige Bewegungen ein Risiko von Knochenproblemen mit sich bringen (irgendwas mit Knochenwachstum und Gelenken). Szarik nutzt die Wartezeit aber sinnvoll, indem er sich an uns und seine neue Umgebung gewöhnt und sich in seine neue Familie einfügt. (Für seinen Geschmack wird hier viel zu viel geschlafen und viel zu wenig gegessen. Drei Stunden täglich vor der Tür, die Hälfte des Futters zuhause, die andere beim Üben oder draußensein, das kanns ja wohl nicht sein. Ich will Rennhund werden, oder Feuerwehrmann, wie mein Kumpel, der Grisu.) (Wir bitten diesen unpassenden Kommentar zu entschuldigen, diesen Hund darf man wirklich nicht allein lassen.)

V.
Zum Abschluss noch der ernste Kram. Die Tierärztin hat nichts auszusetzen, bis auf seine Knochen nichts vorzuschlagen. Er verträgt Impfungen, Wurmkuren und Anti-Zecken-Mittel. Sein Zahnwechsel verlief komplikationslos, sein Fell glänzt, sein Magen ist robust. Er nimmt kontinuierlich zu, zeigte nach zwei, drei Wochen auch keine Rippen mehr und sieht seitdem schlank, wohlgenährt und gesund aus. Beim letzten Messen brachte er es auf 17,6 kg und 58 cm (nicht zur selben Zeit, gewogen wird nur bei der Ärztin gemessen bis jetzt nur hier.) Die letzten anderthalb Monate brachten zwar nur magere 2 cm, aber es kommen ja auch noch sechs. Die aktuellen Wetten stehen auf sichtbar größer und sichtbar leichter als die Elin, genauer will sich hier aber niemand festlegen.

P.S.
Wegen Arbeit war der Hund heute weniger lang draussen als er gerne hätte. Während des Schreibens dieses Textes hat er angeschleppt: 1 Schuh, 1 Socke, eine leere Flasche, 2 mal Altpapier. Er sammelt immer, wenn er unausgelastet ist, vernichtet seine Beute aber immerhin nicht mehr innerhalb weniger Minuten. Er holt, stolziert und beginnt genüsslich an seinem Opfer herumzunagen. Der ihm entrissenen Beute schaut er nur kurz nach, wartet ob er mit Spiel oder echtem Kauspielzeug belohnt wird, und zieht dann erneut los. Anders als in den ersten ein, zwei Wochen läßt er sich aber inzwischen viel leichter ablenken, beruhigen und zufrieden stellen.

P.P.S.
Jetzt wo fertig geschrieben ist, schläft er bereits seit mehr als einer halben Stunde.

Szarik, der Räuber.

Eingezogen am 9. Juni 2008, 17 Wochen alt.

17 Wochen


Mit der neuen Stiefmama, der Elin.

20 Wochen


Bedeutungsschwanger mit 22 Wochen.

22 Wochen


Der sonnige Süden hatte auch seine Vorteile... (24 Wochen alt)

24 Wochen


Hungrig = Gelehrig (26 Wochen alt.)

26 Wochen


Hundekalender, hier komm ich. (26 Wochen alt)

26 Wochen


v.l.n.r.: Dackeldame Willow, Wildfang Szarik, Beagle Mowgli
und Szariks bester Freund, der Spanier Grisu. (26 Wochen alt)

26 Wochen


s.o. (26 Wochen alt.)

26 Wochen


Ebenda. (26 Wochen alt.)

26 Wochen


Den kennen wir gar nicht, der lief da so herum. Spielte aber. (26 Wochen alt.)

26 Wochen


So ist das halt, ich überbelichtet und die neue Mama unt.. Auh! Lass dass! (26 Wochen alt.)

26 Wochen



8 Tricks in zwei Minuten